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Politik

Iran will Sportminister auf Kurs bringen

12. November 2022

Das iranische Parlament will vor Beginn der Fußball-WM in Katar den Sportminister einbestellen. Hintergrund ist wohl die zunehmende Solidarität der Sportler mit den systemkritischen Protesten im Land.

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Irans Minister für Jugend und Sport, Hamid Sadschadi
Irans Minister für Jugend und Sport, Hamid SadschadiBild: Fatemeh Bahrami/AA/picture alliance

Abgeordnete des iranischen Parlaments bemühen sich laut der regierungsnahen Nachrichtenagentur Tasnim, die Einbestellung von Sportminister Hamid Sadschadi schon in den nächsten Tagen zu erzwingen. Anlass ist laut Beobachtern wohl die stetig wachsende Solidarität der iranischen Sportlerinnen und Sportler mit den Demonstranten im Land, die gegen das äußerst brutale Vorgehen von Polizei und Sondereinheiten sowie gegen das politische System protestieren.

Zu den symbolischen Protesten der Sportler gehören unter anderem das Abnehmen des obligatorischen Kopftuchs von Iranerinnen bei nationalen und internationalen Wettkämpfen, das Nicht-Mitsingen der Nationalhymne vor den Spielen und das Verweigern des Jubelns nach Erfolgen. Schon seit Wochen sind für viele Sportfans im Iran die Proteste der Athleten weitaus wichtiger als sportliche Erfolge.

Proteste vor einem Millionenpublikum verhindern

Besonders heikel für die Islamische Republik könnten diese symbolischen Proteste vor einem Millionenpublikum bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar werden. Schon beim Freundschaftsspiel gegen Nicaragua am Donnerstag in Teheran sangen neun Fußballer die Nationalhymne nicht mit. Die beiden anderen Spieler der Startelf wurden von Fans in den sozialen Medien harsch kritisiert. Iran spielt bei der WM in Katar in der Gruppe B gegen England, USA und Wales.

Angesichts des rigorosen Vorgehens gegen Demonstranten im Iran wollen die EU-Außenminister am Montag in Brüssel neue Sanktionen beschließen. Mehr als 30 Verantwortliche und Organisationen sollen mit Einreise- und Vermögenssperren belegt werden.Bundeskanzler Olaf Scholz nahm hierzu in seinem samstäglichen Internet-Format "Kanzler kompakt" Stellung. "Einzig und allein die iranische Regierung ist verantwortlich für die Gewaltexplosion", sagte Scholz. Er erinnerte daran, Iran sei Mitglied der Vereinten Nationen (UN) und habe sich verpflichtet, die Menschenrechte zu wahren und zu schützen. "Daran messen wir die iranische Führung", sagte der Kanzler.

"Mehr als 300 Tote, reihenweise Todesurteile ..."

Er wies darauf hin - "mehr als 300 Tote, reihenweise Todesurteile, mehr als 14.000 Festnahmen" - kaum jemand in Deutschland könne sich vorstellen, wie viel Mut es verlange, derzeit im Iran für Freiheit und Gerechtigkeit auf die Straße zu gehen. Deutschland fordere ein "sofortiges Ende der Gewalt" sowie die Freilassung politischer Gefangener und inhaftierter Journalistinnen und Journalisten, so der Kanzler weiter.

Sondersitzung des UN-Menschenrechtsrates

Wegen der sich verschlechternden Menschenrechtslage "besonders für Frauen und Kinder" im Iran beantragten Deutschland und Island eine Sondersitzung des UN-Menschenrechtsrates in Genf. Ein entsprechendes Schreiben ging an das Sekretariat des Rates, wie die deutsche Botschaft in Genf mitteilte. Die Sitzung soll in der Woche ab dem 21. November stattfinden. Der Antrag werde von mehr als 40 Ländern unterstützt, darunter mehr als 15, die im UN-Menschenrechtsrat vertreten seien.

Die 47 Mitgliedsländer des Rates können keine Sanktionen verhängen. Sie können aber per Resolution die Gewalt verurteilen und einen Mechanismus in Gang setzen, um die Situation genauer zu untersuchen.

se/sti (dpa, afp, rtr)