Iran lässt zwei britisch-iranische Doppelstaatler frei
17. März 2022Die frühere Projektmanagerin der Thomson Reuters Stiftung war 2016 nach einem Besuch bei ihren Eltern unter Spionagevorwürfen verhaftet worden. Sie solle versucht haben, die Regierung zu stürzen, hieß es. Obwohl Nazanin Zaghari-Ratcliffe alle Anklagepunkte zurückwies, wurde sie von einem Revolutionsgericht zu fünf Jahren Haft verurteilt und später zu einem weiteren Jahr. Während der Corona-Pandemie kam die 43-Jährige aus dem Gefängnis in Hausarrest. Ihr britischer Ehemann Richard Ratcliffe setzte sich unter dem Slogan "Free Nazanin" vehement für die Freilassung der Mittvierzigerin ein. Das Paar hat eine Tochter im Grundschulalter.
Die Labour Abgeordnete Tulip Siddiq aus Zaghari-Ratcliffes Londoner Heimatbezirk Hampstead veröffentlichte auf Twitter ein Foto, das die lächelnde Zaghari-Ratcliffe in einem Flugzeug zeigt. "Es waren sechs lange Jahre", schrieb Siddiq dazu. "Nazanin befindet sich jetzt in der Luft, um den sechs Jahren Hölle im Iran zu entkommen."
Zaghari-Ratcliffe und der Ingenieur Anoosheh Ashoori reisten mit einem Zwischenstopp über die omanische Hauptstadt Maskat nach Großbritannien, wie das Außenministerium in London bestätigte. Ashoori war 2017 festgenommen worden, als er seine Mutter im Iran besuchte. Er wurde anschließend wegen angeblicher Spionage für Israel zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.
Zaghari-Ratcliffes Mann Richard sagte der Nachrichtenagentur AFP, seine Frau habe während ihrer Haft stets darum gebeten, ihr nach ihrer Rückkehr nach Großbritannien "als erstes eine Tasse Tee zu machen". Er sei "erleichtert, dass die Probleme" zwischen London und Teheran gelöst worden seien, fügte Ratcliffe hinzu. Die Regierung in London müsse sicherstellen, dass ein Fall wie der seiner Frau "nie wieder geschieht".
Die Familie des pensionierten Ingenieurs Ashoori erklärte, sie sei "heilfroh" über dessen Freilassung. "Vor 1672 Tagen wurde das Fundament unserer Familie erschüttert, als unser Vater und Ehemann unrechtmäßig festgenommen und von uns genommen wurde", hieß es in einer Erklärung.
"Geisel in einem politischen Spiel"
Ratcliffe hatte mehrfach erklärt, seine Frau sei eine "Geisel in einem politischen Spiel" zwischen dem Iran und Großbritannien. Dabei gehe es um die Rückzahlung einer Schuld von 400 Millionen Pfund (etwa 474 Millionen Euro) aus der Zeit des Schahs von Persien. Vor der Islamischen Revolution von 1979 hatte Schah Mohammed Reza Pahlavi bei den Briten Panzer bestellt und dafür 400 Millionen Pfund im Voraus bezahlt. Nach seinem Sturz wurden die Panzer dann nie ausgeliefert.
Großbritanniens Außenministerin Liz Truss sagte dazu, unter Vermittlung des Oman sei der Streit um die Rückzahlung beigelegt worden. Das Geld werde "ausschließlich für den Erwerb humanitärer Güter" angelegt. Ihr iranischer Kollege Hossein Amir-Abdollahian sagte laut der Nachrichtenagentur Isna, Teheran habe den Millionenbetrag "vor einigen Tagen erhalten". Es sei aber "falsch", eine Verbindung zwischen dem Zahlungseingang "und der Freilassung dieser Leute" herzustellen.
qu/mak (afp, dpa, rtr, ap)