Irak: Ministerpräsident in Conflict Zone
12. Februar 2016„In der vergangenen Woche haben wir mit der Stationierung von Truppen in Ost-Mossul begonnen“, sagte Al-Abadi. „Wir liegen im Plan.“ Im Kampf gegen den IS seien viele Einheiten der irakischen Armee gescheitert. „Wir müssen sie wiederaufbauen. Hierfür habe ich keine schnelle Lösung.“ Aber, so der Ministerpräsident im Streitgespräch mit Moderator Tim Sebastian: „Weite Teile des Landes sind befreit worden.“
Auf die Frage, ob Übergriffe schiitischer Milizen dazu beigetragen hätten, Sunniten in die Arme des IS zu treiben, sagte Al-Abadi: „Anfangs war das der Fall. Deswegen war der IS überhaupt da. Aber jetzt stehen sunnitische Gruppen auf unserer Seite. Schauen Sie nach Ramadi, dort begeben sich Tausende Zivilisten zu unseren Sicherheitskräften und in geschützte Gebiete und verlassen die Terrormiliz“, so Al-Abadi.
Angesprochen auf Berichte über Entführungen und die außergerichtliche Vollstreckung von Todesurteilen durch schiitische Milizen verwies der irakische Premier darauf, dass sich sein Land im „Krieg gegen den Terrorismus“ befinde. „Wir geben unser Bestes“, so Al-Abadi. „Es gibt kein Schwarz oder Weiß. Ich kann das Land nicht innerhalb eines Tages umkrempeln. Es gibt viele Probleme und viele Länder, die in meinem Land intervenieren. Der Terrorismus und die Milizen haben viel Unterstützung bekommen“, so der Regierungschef. „Vor eineinhalb Jahren befand sich das Land am Rand einer Spaltung, am Rand eines totalen Zusammenbruchs. Wir sind jetzt in einer deutlich besseren Position.“
Der britische Journalist Tim Sebastian lädt zu seinen wöchentlichen Streitgesprächen Entscheidungsträger aus dem In- und Ausland ein. Die DW strahlt Conflict Zone mittwochs um 18.30 Uhr (MEZ) im englischen TV-Programm aus. Anschließend steht die Sendung als Video-on-Demand zur Verfügung. Künftig wird auch Michel Friedman moderieren – im Wechsel mit Tim Sebastian.