Bach: Kein Zurück mehr von Tokio 2020
20. Juli 2021"Diese Veranstaltung ist wirklich verflucht." Eigentlich bezog sich der Informant der japanischen Zeitung "Mainishi" aus dem Kreis des Organisationskomitees in Tokio mit dieser Aussage auf den jüngsten Olympia-Skandal: Keigo Oyamada, der Komponist der olympischen Eröffnungsfeier, war am Montag zurückgetreten, nachdem der 52-Jährige hatte zugeben müssen, dass er in seiner Schulzeit behinderte Kinder gemobbt hatte. Doch die Aussage des Informanten beschreibt auch ziemlich treffend die Situation drei Tage vor dem Beginn der Spiele: Kein Tag vergeht ohne Negativ-Schlagzeilen.
Weitere Sponsoren sagen für Eröffnungsfeier ab
Am Dienstag verzeichneten die Organisatoren unter den Olympia-Sportlern und -Betreuern neun weitere Corona-Fälle, insgesamt wurden bisher 67 Infektionen gezählt. Allein aus dem tschechischen Beachvolleyball-Team wurden in den vergangenen Tagen drei Personen positiv auf COVID-19 getestet.
Wegen der raschen Ausbreitung der Delta-Variante in Japan werden die Spiele erstmals in der olympischen Geschichte ohne Zuschauer ausgetragen. Bei der Eröffnungsfeier am Freitag werden nur Offizielle auf den Tribünen sitzen - und geladene Gäste.
Von denen ziehen sich jedoch wegen der in Japan weiterhin vorherrschenden olympiakritischen Stimmung immer mehr zurück. Nachdem Olympia-Topsponsor Toyota angekündigt hatte, dass Konzernchef Akio Toyoda nicht an der Feier teilnehmen werde, zogen andere hochrangige Wirtschaftsvertreter nach. So wird auch Yuki Kusumi, Chef des Elektronikkonzerns Panasonic, bei der Veranstaltung am Freitag fehlen. Panasonic unterstützt die Olympischen Spiele bereits seit 1987 als Topsponsor.
Die Nachrichtenagentur Kyodo will erfahren haben, dass der japanische Kaiser Naruhito, der die Spiele am Freitag offiziell für eröffnet erklären wird, mit Blick auf die Corona-Lage das Wort "feiern" oder ähnliche Begriffe vermeiden wird.
IOC-Chef Bach hatte schlaflose Nächte
Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), räumte bei seiner Rede am ersten Tag der IOC-Vollversammlung ein, dass ihm die Spiele in Tokio "schlaflose Nächte" bereitet hätten. "In den vergangenen 15 Monaten mussten wir viele Entscheidungen auf sehr unsicherem Boden treffen. Wir hatten jeden Tag Zweifel. Wir haben überlegt und diskutiert", sagte Bach. "Das hat uns auch belastet, es hat mich belastet."
Jetzt aber gebe es kein Zurück mehr. Die Spiele in Tokio, so der 67-Jährige, würden "den Menschen Vertrauen in die Zukunft geben" und "eine kraftvolle Botschaft in die Welt" senden.
Skibergsteigen wird olympisch
Auf Bachs Vorschlag hin änderte die Vollversammlung das olympische Motto von "schneller, höher, stärker" in "schneller, höher, stärker - gemeinsam". Außerdem nickten die IOC-Delegierten die Aufnahme von Skibergsteigen - Aufstieg und Abfahrt mit Skiern in verschneitem Gelände - ins Programm der Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina d'Ampezzo ab. Auch bei der wichtigsten Entscheidung der IOC-Vollversammlung wird es am Mittwoch wohl wenig kontrovers zugehen. Brisbane kann zum Abschluss der Session fest mit dem Zuschlag für die Sommerspiele 2032 rechnen, da das IOC die australische Stadt als einzigen "bevorzugten" Bewerber eingestuft hat.