Investoren lieben Deutschland
24. Juni 2014Ausländische Direktinvestitionen (FDI) umfassen - anders als bloße Geldanlangen - den Aufbau von Produktionsstätten, die Gründung von Filialen und Tochterunternehmen sowie den Erwerb von Unternehmensbeteiligungen. Sie haben damit eine große realwirtschaftliche Bedeutung, da mit ihnen in der Regel auch neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Zudem gelten sie - neben dem Außenhandel - als ein Gradmesser der Weltkonjunktur.
Spitzenreiter im neuen Weltinvestitionsbericht, den die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) seit 1991 regelmäßig veröffentlicht, sind einmal mehr die USA und China. WM-Gastgeber Brasilien rangiert auf Platz fünf. Spanien und Italien haben laut UN-Bericht das Vertrauen der Investoren zurückgewonnen, während Frankreich und Großbritannien starke Rückgänge bei den FDI verzeichnen mussten.
Großbritannien rangiert zwar auf Platz elf und damit noch deutlich vor Deutschland. Jedoch haben sich Kapitalzuflüsse in die Bundesrepublik im Vergleich zum Vorjahr auf knapp 27 Milliarden Dollar verdoppelt. Damit kletterte Deutschland in der FDI-Liste auf Rang 15.
USA, China und Russland top
Spitzenreiter der EU-Staaten ist auf Platz neun das lange als Sorgenkind angesehene Spanien mit einem Anstieg der FDI von 26 Milliarden auf rund 39 Milliarden Dollar. Italien erreichte dank einer Steigerung der ausländischen Kapitalzuflüsse von nahezu Null im Jahr 2012 auf 16,5 Milliarden Dollar in 2013 Rang 20.
Die USA behaupteten mit einer Steigerung der FDI um 27 Milliarden auf knapp 187 Milliarden Dollar ihre Position als weltweit attraktivster Investitionsstandort. China blieb bei einem geringen Zuwachs auf 124 Milliarden Dollar auf dem zweiten Platz. Russland erreichte - vor allem dank Investitionen ausländischer Konzerne im Erdölsektor - mit 79 Milliarden Dollar den dritten Rang.
Weltweit registrieren die UNCTAD-Experten für 2013 einen Anstieg ausländischer Direktinvestitionen (FDI) um neun Prozent auf 1,45 Billionen Dollar, was sehr nahe an den Wert vor der Finanzkrise herankommt. 2007 lagen die Direktinvestitionen bei 1,49 Billionen Dollar. Für die nächsten Jahre sagen die UNCTAD-Experten deutliche Zuwächse voraus - bis zu 1,8 Billionen Dollar in 2016.
Entwicklungsländer profitieren
Zum zweiten Mal in Folge floss 2013 mehr als die Hälfte aller ausländischen Investitionen in Entwicklungsländer. 778 Milliarden Dollar flossen 2013 in die armen Staaten, das sind knapp 50 Milliarden oder sieben Prozent mehr als im Jahr davor. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bezeichnete diese Aufwärtsentwicklung als "ermutigenden Trend".
Um die Entwicklungsländer weiter zu stärken, fordert die UNCTAD ein umfangreiches Investitionsprogramm. Bis 2030 sollten demnach jährlich 2,5 Billionen Dollar in die wirtschaftliche Entwicklung gesteckt werden. Ein Teil des Geldes solle in die Infrastruktur fließen, um Straßen, Schienennetze, Häfen, Flughäfen, Elektrizitätswerke, Wasseraufbereitung und Sanitäranlagen auszubauen. Notwendig seien aber auch Investitionen in die Landwirtschaft, Gesundheits- und Bildungssysteme sowie in den Küstenschutz in Zeiten des Klimawandels.
Großes Potenzial sehen die UNCTAD-Experten für das geplante Freihandelsabkommen zwischen den USA und der Europäischen Union (TTIP). Ausländische Direktinvestitionen in dieser Staatengruppe machen bereits jetzt etwa die Hälfte der globalen FDI aus und könnten nach Ansicht der Experten noch deutlich steigen, wenn es zur Schaffung der weltweit größten Freihandelszone käme.