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Politik

Scharfe Kritik an Eskalation in Aleppo

25. September 2016

Die mit schwersten Zerstörungen einhergehende syrische Militäroffensive in Aleppo ist international auf das Schärfste kritisiert worden. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon spricht von Kriegsverbrechen.

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Syrien Bürgerkrieg Zerstörung in Aleppo
Bild: picture-alliance/abaca/J. Al Rifai

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärte, er sei "entsetzt über die eiskalte militärische Eskalation" in der nordsyrischen Stadt. Ban erklärte, die Bewohner Aleppos seien der "anhaltendsten und schwersten Bombardierung" seit dem Beginn des Syrien-Konflikts 2011 ausgesetzt. Besonders scharf reagierte er auf Berichte, wonach die syrische Luftwaffe bei ihrer Offensive gegen die von Rebellen kontrollierten Stadtteile Brandbomben und sogenannte bunkerbrechende Bomben einsetzt. Sie lassen mehrstöckige Gebäude wie Kartenhäuser zusammenfallen und zerstören selbst Keller. Der systematische Einsatz derartiger Waffen in dichtbesiedelten Gebieten käme einem Kriegsverbrechen gleich, sagte Ban.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon (Foto: Getty Images)
Erschüttert über die Heftigkeit der Angriffe in Aleppo: UN-Generalsekretär Ban Ki MoonBild: Getty Images/AFP/J. Samad

Auch die EU verurteilte die "Verletzung des internationalen humanitären Rechts". In einer gemeinsamen Erklärung der Außenminister der USA, Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens und Italiens sowie der EU-Außenbeauftragten hieß es, es sei "an Russland zu beweisen, dass es willens und fähig ist, außergewöhnliche Schritte zu ergreifen, um die diplomatischen Bemühungen" um eine Waffenruhe in Syrien zu retten. Die USA, Großbritannien und Frankreich beantragten eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats. Diesen Sonntagvormittag (Ortszeit) soll das Gremium über die verheerende Lage in der syrischen Stadt beraten.

Schon zuvor hatte US-Außenminister John Kerry von Syrien ein sofortiges Ende der Luftangriffe auf die Stadt Aleppo verlangt. "Was in Aleppo passiert, ist inakzeptabel. Das sprengt alle Dimensionen", sagte Kerry bei einem Treffen mit seinen Kollegen Frank-Walter Steinmeier, Boris Johnson, Jean-Marc Ayrault und Paolo Gentiloni in seiner Heimatstadt Boston. Auch Kerry rief Russland auf, seinen Einfluss auf Syriens Machthaber Baschar al-Assad geltend zu machen.

Völlige Zerstörung

Nach Angaben von Aktivisten hatten syrische und russische Kampfjets am Samstag den fünften Tag in Folge die Rebellengebiete im Osten Aleppos bombardiert und dabei schwerste Zerstörungen angerichtet. Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge, deren Berichte sich allerdings nur schwer überprüfen lassen, wurden allein am Samstag 45 Zivilisten getötet. Am Vortag waren es demnach 47 Tote. Laut dem UN-Kinderhilfswerks UNICEF sind zudem fast zwei Millionen Menschen in ganz Aleppo von der Wasserversorgung angeschnitten.

Ein geborstenes Wasserrohr (Foto: Reuters)
Laut dem UN-Hilfswerk UNICEF gibt es für viele Menschen kein fließendes WasserBild: Reuters/A. Ismail

Die Kliniken in Aleppo sind nach Angaben eines AFP-Reporters überfüllt, wegen fehlender Betten liegen viele Verletzte auf dem Boden. Krankenwagen können die Straßen kaum passieren, da es an Beleuchtung und Treibstoff mangele, Trümmerberge versperren oftmals den Weg. Es fehlt an medizinischer Ausrüstung und Personal. "Wir haben nicht genug Ärzte, um mit der hohen Zahl an Verletzten fertig zu werden", sagte Ibrahim al-Hadsch, Sprecher der Weißhelme in Aleppo. Seit Juli konnten keine Arzneien in den belagerten Ostteil gebracht werden.

Offensive im Sinne der Machthaber

Syriens Machthaber Baschar al-Assad hatte vor den Luftangriffen auf die von den Rebellen kontrollierten Viertel Aleppos am Donnerstag eine Bodenoffensive angekündigt. Die syrische Armee will die seit 2012 zwischen Rebellen und Regierungstruppen geteilte Stadt vollständig zurückerobern. 

Luftbildaufnahme vom Osten Aleppos (Foto: Picture Alliance)
Der östliche Teil der Stadt Aleppo wird von Rebellen gehalten (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/Sputnik

Syriens Außenminister Walid Muallem verteidigte das Vorgehen der Regierungstruppen. Damaskus glaube an einen Sieg, insbesondere, seit seine Truppen mit der Unterstützung durch Moskau, Teheran und die libanesische Hisbollah-Miliz "große Fortschritte in seinem Kampf gegen den Terrorismus" mache, sagte er vor UN-Vollversammlung. Damaskus bezeichnet alle Gegner als "Terroristen".

Die zwischen Russland und den USA vereinbarte Waffenruhe war Anfang der Woche gescheitert; sie hatte nicht einmal eine Woche lang gehalten. Die schweren Bombardements bedeuten nach den Worten von UN-Syrienvermittler Staffan de Mistura "eine Rückkehr zum offenen Konflikt". Aus seiner Sicht sei es die schlimmste humanitäre Tragödie seit dem Zweiten Weltkrieg, sagte de Mistura dem arabischen Sender "Al-Dschasira".

ust/ml (afp, dpa)