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Internationale Pressestimmen

Friedel Taube23. September 2013

Die internationale Presse ist sich einig: Der Wahlsieg der Union ist vor allem der Sieg von Angela Merkel. Überall zollen Journalisten der Kanzlerin Respekt.

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Ständer mit verschiedenen Tageszeitungen, aufgenommen in Santa Cruz (US-Bundesstaat Kalifornien) am 29.11.2008. Foto: Sebastian Widmann/dpa
Bild: picture-alliance/dpa

Die amerikanische "New York Times" sieht im Wahlergebnis eine "klare Bestätigung der Führungsstärke" Merkels. Sie habe einen "erstaunlichen persönlichen Triumph" erzielt. Wochenlange Koalitionsverhandlungen könnten jetzt aber "zu einer weiteren Lähmung Europas führen". Auch die "Washington Post" schreibt den Sieg Merkel zu: "Die Wähler zementieren ihren Status als eine der am längsten dienenden und einflussreichsten Führungsfiguren nach dem Zweiten Weltkrieg". Für den Fall, dass Merkel eine Große Koalition eingeht, rechnet die konservative Zeitung mit "einem größeren Willen zu Konjunkturpaketen und einer weniger rigiden Haushaltspolitik gegenüber europäischen Partnern wie Spanien, Portugal und Griechenland."

In Frankreich lässt der eher konservativ ausgerichtete "Figaro" die deutsche Kanzlerin hochleben: "Merkel plébescitée! Merkel von großer Mehrheit des Volkes gewählt. (…) Die Bundeskanzlerin hat den Ehrgeiz, Geschichte zu schreiben, und damit fängt sie jetzt an." Die linksliberale "Le Monde" sieht die Position Deutschlands in Europa pragmatisch: "An Deutschland und seiner Bundeskanzlerin führt kein Weg vorbei. Alle wichtigen Entscheidungen auf europäischer Ebene in den vergangenen Wochen schienen von der Wahl abzuhängen. Nach der Wahl wird der europäische Terminplan der zukünftigen Koalition prall gefüllt sein."

Großbritannien: "Kluft zwischen Deutschland und Europa"

Die großen Zeitungen Großbritanniens gehen davon aus, dass Merkels Erdrutschsieg die europäischen Staaten weiter auseinandertreiben wird. Der konservative "Daily Telegraph" prophezeit: "Angela Merkels Sieg wird ein bittersüßer Moment für ein geteiltes Europa." Der linksliberale "Guardian" analysiert: "Merkel wird überwältigend für die Bewältigung der Währungs- und Schuldenkrise belohnt. In allen anderen Ländern haben die Wähler ihre Regierungen dafür bestraft. Ihr Sieg demonstriert die Kluft zwischen Deutschland und dem Rest Europas." Die "Daily Mail" greift zum historischen Vergleich und bezeichnet Merkel als "Deutschlands Margaret Thatcher".

Die Zentrale des "Guardian" in London; (Foto: Oli Scarff/Getty Images)
Die Zentrale des "Guardian" in LondonBild: Oli Scarff/Getty Images

In Spanien schreibt "El Mundo": "Historischer Erdrutschsieg für Merkel. Aber bislang kein klarer Partner in Sicht. Angela Merkel, die Königin Europas, die keiner krönte. (…) Merkel zeichnet sich dadurch aus, dass sie drei Wahlen in Folge gewonnen hat und dass sie die Einzige an der Spitze eines großen europäischen Landes ist, die ihr Mandat inmitten der Krise bestätigt. Gordon Brown, Berlusconi, Sarkozy und Zapatero mussten die Macht abgeben." El Pais meint, das Abschneiden Merkels sei "beispiellos seit den Tagen von Kanzler Adenauer vor 50 Jahren".

Griechenland: "Europa wird Merkel-Land"

Die größte griechische Tageszeitung "Ta Nea" meint, Europa werde mit dem Wahlergebnis zum "Merkel-Land", es sei ein Triumph für die "Königin der Austerität". Die linksliberale "Eleftherotypia" sieht zwar einen klaren Sieg der Kanzlerin, sie brauche nun aber wegen des Einbruchs der FDP "Stützen". Die Boulevardzeitung "Ethnos" sieht im Wahlergebnis einen Auftrag für die Bildung einer großen Koalition.

Griechische Zeitungen an Zeitungsstand(Foto: Thanassis Stavrakis/AP/dapd)
Die griechische Presse ging in der Vergangenheit hart mit Deutschland ins GerichtBild: dapd

Die polnische liberale Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" sieht den Unions-Wahlsieg als "Zeichen dafür, dass die Kampagne der Kanzlerin Wirkung zeigte, die die Auseinandersetzung mit dem Konkurrenten vermied und die Deutschen davon überzeugte, dass nur ihre Regierung ihnen allgemeine Stabilität und Wohlstand sichere. Von einem Bankrott müssen dagegen die Koalitionspartner von der FDP sprechen". Die konservative "Rzeczpospolita" schreibt: "Angela Merkel konkurrenzlos. Der Kanzlerin fehlen vier Mandate".

Schweiz: Merkels "Politik der leisen Töne"

In der Schweiz ist sich die "Neue Zürcher Zeitung" sicher: "Merkel sorgt mit ihrer Art der leisen Töne und vielen kleinen Kompromisse dafür, dass niemand ihre Dominanz als bedrohlich empfindet. Dank ihrem Understatement fallen auch die Niederlagen, von denen es in den letzten Jahren einige gab, nicht sonderlich auf." Die "Basler Zeitung" meint auf ihrer Internetseite: "Die Raute erzielt die bessere Wirkung als der Mittelfinger. Angela Merkel erzielt ein Höchstresultat."

In Österreich schreibt der linksliberale "Standard": "Merkels Mäanderkurs hat der CDU neue Wähler zugeführt - die Konservativen sind zwar verärgert, haben aber keine andere Option, als zähneknirschend doch für die Kanzlerin zu stimmen. (...) Mit Merkels Mittekurs triumphiert das Mittelmaß." Die "Tiroler Tageszeitung" aus Innsbruck analysiert das SPD-Ergebnis: "Nun muss man sich - vielleicht auch mit einem ganz neuen Führungsteam - neu orientieren. Das gilt übrigens auch für die Grünen, die eine herbe Niederlage einstecken mussten. Und sich wohl auch auf interne Grabenkämpfe einstellen müssen."

Italien sieht Merkels "Rückkehr auf das Schlachtfeld"

Die italienische Tageszeitung "La Repubblica" meint am Montag zum Ausgang der Bundestagswahl: "Der Wahlerfolg von Angela Merkel mutet an wie eine feierliche Ovation der Nation für ihren Sieg in der europäischen Krise. Es ist ein Triumph, die Rückkehr auf das Schlachtfeld, wo sie Können und Mut unter Beweis gestellt hat. Dem entspricht die Mehrheit im Bundestag, die niemand in dieser Dimension vorherzusagen gewagt hätte."

Auch die russische Regierungszeitung "Rossijskaja Gaseta" schaut auf Deutschland: "Das Wahlergebnis gilt als sensationell. Solch eine nervöse Stimmenauszählung gab es noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik. Die Bundestagswahl war ein totaler Drahtseilakt."