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Instagram-Gründer verlassen Facebook

25. September 2018

Überraschend kehren Instagram-Gründer Kevin Systrom und Mike Krieger Facebook den Rücken. Auch mit anderen Mitarbeitern gibt es beim Online-Netzwerk Ärger.

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Die beiden Gründer von Instagram Kevin Systrom und Mike Krieger verlassen Facebook - wohl wegen Unstimmigkeiten mit Mark Zuckerberg
Bild: AFP/Getty Images/L. Bonaventure

Die beiden Gründer der Fotoplattform Instagram verlassen die Konzernmutter Facebook. Sie wollten nun eine Pause einlegen und sich Gedanken über ein neues Projekt machen, erklärten Kevin Systrom und Mike Krieger in einem Blogeintrag am Dienstag.

Der Finanzdienst Bloomberg berichtete aber, die beiden hätten Meinungsverschiedenheiten mit Facebook-Chef Mark Zuckerberg über die künftige Entwicklung von Instagram gehabt.

Skandale und kritische Debatten setzen Facebook zu

Instagram hat mehr als eine Milliarde Nutzer und wird für Facebook immer wichtiger als Erlösquelle. Gleichzeitig steht das weltgrößte Online-Netzwerk wegen Datenschutz-Skandalen und Debatten um politische Propaganda unter Druck. In dieser Situation seien Systrom und Krieger frustriert darüber gewesen, dass Zuckerberg sich ungewöhnlich viel ins Tagesgeschäft eingebracht habe, schrieb Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen. Nachdem der Abgang der beiden öffentlich wurde, bedankte sich Zuckerberg bei ihnen und wünschte viel Erfolg bei ihrem nächsten Unterfangen.

Kevin Systrom, CEO bei Facebook und Mitgründer von Instagram bei einer Facebook Veranstaltung im Juni 2018
Kevin Systrom - der Mitgründer von Instagram hat die Nase voll von FacebookBild: picture-alliance/dpa/AP Photo/J. Chiu

Systrom und Krieger hatten die Bilder-App 2010 als Studenten entwickelt. Mit dem Dienst können per Smartphone geschossene Fotos oder Videos bearbeitet und anschließend in sozialen Netzwerken geteilt werden. Damit gelingt es Instagram, vor allem junge Nutzer anzuziehen. Facebook hatte Instagram im Jahr 2012 für rund eine Milliarde Dollar gekauft. Der genaue Preis ist schwer festzumachen, da ein großer Teil davon in Aktien beglichen wurde - deren Kurs danach erst absackte und inzwischen viel höher ist. Auf jeden Fall machte der Deal Systrom und Krieger zu Multimillionären. Sie blieben aber, um Instagram unter dem Dach von Facebook weiterzuführen.

Der Preis von einer Milliarde Dollar für eine Foto-App mit nur rund 30 Millionen Nutzern wurde 2012 oft belächelt - für Facebook erwies sich Instagram aber als Glücksgriff. Die Übernahme half, die Dominanz Facebooks bei sozialen Netzwerken über die Haupt-Plattform hinaus zu festigen. Mit mehr als einer Milliarde monatlich aktiver Nutzer ist Instagram inzwischen das vierte zu Facebook gehörende Angebot, das die Milliardenmarke geknackt hat: Neben Facebook selbst sind das der Dienst WhatsApp und der Messenger von Facebook.

Die Dominanz führt jedoch auch zu Kritik. Unter anderem in der europäischen Politik wird inzwischen diskutiert, ob Facebook aus Wettbewerbsgründen nicht gezwungen werden sollte, sich wieder von Instagram zu trennen.

Zwischenzeitlich schien Instagram unter Druck durch den jüngeren Konkurrenten Snapchat mit seinen von allein verschwindenden Bildern zu kommen. Doch dann kopierten Instagram und Facebook kurzerhand ein zentrales Element des Snapchat-Erfolgs - die "Stories"-Funktion, bei der man Bilder und Videos einen Tag lang seinen Freunden zeigen kann. Inzwischen verzeichnet Snapchat nur noch schwaches Wachstum, Instagram ist weiter stark.

Mitarbeiterklage gegen Facebook

Auch an anderer Stelle bekommt Facebook derzeit Ärger mit Mitarbeitern. Facebook droht in den USA eine Sammelklage wegen mangelnden Schutzes von Mitarbeitern vor den Folgen verstörender Webinhalte. Eine ehemalige Moderatorin, die bei dem Online-Netzwerk nach Angaben ihrer Anwälte etwa anstößige Bilder und Videos sichtete und entfernte, verklagte das Unternehmen wegen einer angeblich durch diesen Job erlittenen posttraumatischen Belastungsstörung.

Facebook-Moderatoren, die als Zeitarbeiter eingestellt worden seien, würden täglich mit Tausenden Videos, Bildern und Live-Übertragungen von sexuellem Missbrauch von Kindern, Vergewaltigungen, Folter, Tiersex, Enthauptungen, Suiziden und Morden bombardiert, teilte Klägeranwalt Korey Nelson von der Kanzlei Burns Charest am Montag mit.

Kämpfer des sogenannten Islamischen Staates mit gefangenen Christen in Libyen. Der sogenannte Islamische Staat (IS) nutzt soziale Medien wie Facebook, um Morde zu zeigen.
Der sogenannte Islamische Staat (IS) nutzt soziale Medien wie Facebook, um Morde zu zeigen.Bild: picture-alliance/AP Photo

Facebook komme nicht der Pflicht nach, ein sicheres Arbeitsumfeld zu schaffen. Vielmehr würden Zeitarbeiter durchgeschleust, die "von dem, was sie auf der Arbeit erleben, unheilbar traumatisiert werden".

Facebook: Die Arbeit sei schwierig

Gegenwärtig beschäftigt das Internet-Netzwerk zur Prüfung der Inhalte mehr als 7500 Mitarbeiter, teils Festangestellte, teils über Zeitarbeitsfirmen. Facebook räumte in der Stellungnahme ein, dass die Arbeit häufig schwierig sei. "Darum nehmen wir die Unterstützung unserer Moderatoren unglaublich ernst". Die Mitarbeiter würden spezielles Training erhalten, zudem biete man ihnen psychologische Hilfe an. Facebook-Angestellten stehe dies hausintern zur Verfügung, von Partnerfirmen würden ebenfalls entsprechende Ressourcen verlangt.

Die Klägerin Selena Scola aus San Francisco arbeitete den Anwälten nach ab Juni 2017 neun Monate im Auftrag einer Zeitarbeitsfirma für Facebook, später sei bei ihr eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert worden. Die Kanzlei strebt eine Sammelklage im Namen aller betroffenen Facebook-Mitarbeiter an und fordert unter anderem die Einrichtung eines Fonds für medizinische Tests und Versorgung der Moderatoren.

iw/hb (dpa, rtr, afp)