Inflationsrate steigt auf 7,9 Prozent
14. Juni 2022Teures Tanken und Essen treiben die deutsche Inflation so hoch wie seit annähernd 50 Jahren nicht mehr. Waren und Dienstleistungen kosteten im Mai durchschnittlich 7,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte und damit eine Schätzung von Ende Mai bestätigte. Ähnlich hoch war die Teuerungsrate zuletzt im Winter 1973/1974 während der ersten Ölkrise.
Im April hatte der Wert noch bei 7,4 Prozent gelegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt offiziell für den Euro-Raum ein Niveau von 2,0 Prozent an, hat aber bislang noch nicht mit einer Zinserhöhung gegengesteuert. Erst im Juli will die EZB um Präsidentin Christine Lagarde wegen des enormen Preisschubs die Zinsen anheben, das erste Mal seit elf Jahren.
Im Vergleich zum Vormonat April zogen die Preise im Mai 2022 um 0,9 Prozent an. Die Wiesbadener Statistiker bestätigten am Dienstag ihre vorläufigen Angaben von Ende Mai. Inflationsraten auf dem derzeitigen Niveau gab es im wiedervereinigten Deutschland noch nie. In den alten Bundesländern muss man in der Zeitreihe bis in den Winter 1973/1974 zurückgehen, um ähnlich hohe Werte zu finden. Damals waren die Mineralölpreise infolge der ersten Ölkrise stark gestiegen.
"Hauptursache für die hohe Inflation sind nach wie vor Preiserhöhungen bei den Energieprodukten", sagte Statistikamts-Präsident Georg Thiel. "Aber wir beobachten auch Preisanstiege bei vielen anderen Gütern, besonders bei den Nahrungsmitteln."
Nahrungsmittel über 11 Prozent teurer
Energie verteuerte sich im Mai deutlich um 38,3 Prozent. Kraftstoffpreise zogen dabei um 41 Prozent an, leichtes Heizöl kostete knapp 95 Prozent mehr als vor einem Jahr. Sorgen bereitet Fachleuten, dass die Preise nicht nur bei Energie, sondern auf breiter Front anziehen. So verteuerten sich Nahrungsmittel um 11,1 Prozent und damit so stark wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Erheblich mehr kosteten Speisefette und Speiseöle (+38,7 Prozent). Ebenso für Fleisch und Fleischwaren (+16,5 Prozent), Molkereiprodukte und Eier (+13,1 Prozent) sowie Brot und Getreideerzeugnisse (+10,8 Prozent) lagen die Teuerungsraten im zweistelligen Bereich.
Der Ukraine-Krieg und die Sanktionen des Westens gegen Russland sorgen für steigende Preise bei Energie, Rohstoffen und Lebensmitteln. Dies wiederum belastet Firmen und Verbraucher und bremst die Konjunktur.
tko/ nm (rtr, dpa)