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Verhandeln in Kairo, aufräumen in Gaza

6. August 2014

Die seit Dienstagvormittag geltende Waffenruhe im Gaza-Streifen hält. In Kairo nahmen Israel und die Palästinenser indirekte Verhandlungen über eine längerfristige Lösung auf. In dem Küstengebiet beginnt das Aufräumen.

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Palästinenser fahren mit einem Eselskarren an zerstörten Gebäuden vorbei (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Zum Auftakt der Verhandlungen tauschten Vertreter Israels und der Palästinenser in Kairo über ägyptische Vermittler ihre Positionen aus. Direkte Gespräche zwischen den Konfliktparteien sind zunächst nicht vorgesehen. Der Palästinenser-Delegation gehören auch Mitglieder im Gazastreifen herrschenden radikal-islamischen Hamas an, die Israel nicht als Gesprächspartner akzeptiert.

US-Außenminister John Kerry rief beide Seiten zu grundlegenden Verhandlungen zur Überwindung des Konfliktes auf. Das Schweigen der Waffen müsse Gespräche ermöglichen "über die langfristigen Schlüsselfragen, wie wir Frieden schaffen können", sagte er im US-Fernsehen.

USA in Kairo dabei

Neben einer Demilitarisierung des Gazastreifens müsse Israel auch die Blockade des palästinensischen Küstengebietes aufheben, forderte Kerry. "Zwei Staaten, mit der Sicherheit für Israel und Garantien für ein besseres Leben und mehr Freiheiten für die Palästinenser: das ist die Formel", betonte der amerikanische Chefdiplomat. Kurz zuvor hatte das Außenministerium in Washington erklärt, an den Verhandlungen in Kairo würden demnächst vermutlich auch Vertreter der USA teilnehmen.

Israel für schnelle Hilfe

In Jerusalem erklärte ein Regierungssprecher nach Beratungen des Sicherheitskabinetts unter Leitung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Israel wolle rasche humanitäre Hilfe für den Gazastreifen. Allerdings solle die Einfuhr des für den Wiederaufbau notwendigen Zements von Garantien der Palästinenser-Führung abhängig gemacht werden, dass dieser nicht für den Bau neuer Tunnel nach Israel genutzt werde. Wichtigstes Ziel Israel bleibe die Entmilitarisierung des Gazastreifens.

Die Palästinenser fordern vor allem eine Aufhebung der jahrelangen Blockade des Gazastreifens. Ein Vertreter der palästinensischen Autonomiebehörde teilte mit, für September sei in Oslo eine Geber-Konferenz geplant, um Mittel für den Wiederaufbau des Gazastreifens einzuwerben. Für die Wiederherstellung der zerstörten Infrastruktur werden nach Agenturberichten schätzungsweise sechs Milliarden Dollar benötigt.

Bei der knapp einen Monat dauernden israelischen Militäroffensive wurden im Gazastreifen ganze Straßenzüge in Schutt und Asche gelegt. 65.000 Menschen wurden nach UN-Angaben obdachlos. Nach der ersten ruhigen Nacht seit Anfang Juli verließen viele Einwohner die UN-Unterkünfte, um zu ihren teils zerstörten Wohnungen zurückzukehren und dort Habseligkeiten zu bergen. Durch die Straßen von Gaza wehte nach Korrespondentenberichten Leichengerucht. Unter den Trümmern werden noch zahlreiche Tote vermutet.

Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden im Gaza-Krieg 1875 Palästinenser getötet und 9567 weitere verletzt. Unter den Toten seien 430 Kinder, 243 Frauen und 79 ältere Menschen. Auf israelischer Seite gab es 67 Tote.

wl/SC (dpa, afp, rtr)