Indien spaltet Kaschmir in zwei Gebiete auf
31. Oktober 2019Die mehrheitlich von Buddhisten bewohnte Region Ladakh an der Grenze zu China wurde von dem übrigen, mehrheitlich muslimischen Jammu und Kaschmir abgetrennt, wie die Regierung mitteilte. Die Entscheidung der indischen Regierung wurde in Ladakh mit Jubel aufgenommen.
Die beiden neuen Gouverneure legten am selben Tag ihren Amtseid ab. Mit dem Schritt will die hindunationalistische Regierung in Neu Delhi ihre Kontrolle über den indischen Teil Kaschmirs stärken.
Festnahmen und Internetsperre
Um Proteste zu verhindern, hatte die Regierung in Neu Delhi im August Zehntausende Soldaten nach Jammu und Kaschmir geschickt und die Bewegungsfreiheit der Menschen stark eingeschränkt. Tausende Menschen wurden festgenommen, darunter zahlreiche politische Führungspersönlichkeiten der Region. Auch drei Monate später sind noch mehrere Hundert Menschen aus Kaschmir inhaftiert. Tausende von Polizisten und andere staatlich bewaffnete Einheiten sind in Srinagar und anderen Städten des Kaschmir-Tals im Einsatz.
Noch immer gibt es vielerorts keinen Internetzugang. Bei Protesten und Zusammenstößen mit bewaffneten Gruppen sind Berichten zufolge in den letzten zwei Monaten mindestens zwölf Menschen ums Leben gekommen. Viele Schulen sind weiterhin geschlossen.
Premierminister Modi sagte in seinem Heimat-Bundesstaat Gujarat, der mehrheitlich muslimischen Region Kaschmir stehe nun eine "strahlende Zukunft" bevor. In den vergangenen drei Jahrzehnten seien in dieser Konfliktregion 40.000 Menschen dem "Terrorismus" zum Opfer gefallen.
Neu Delhi hatte Anfang August den in der Verfassung festgelegten Sonderstatus mit Autonomierechten für den indischen Teil Kaschmirs gestrichen und eine Ausgangssperre verhängt.
Seit 1947 geteilt
Seit der Unabhängigkeit Britisch-Indiens 1947 und zwei Kriegen ist Kaschmir zwischen Indien und Pakistan geteilt. Die Region wird aber bis heute sowohl von Indien als auch von Pakistan vollständig beansprucht. Seit 1989 kämpfen mehrere muslimische Rebellengruppen teils für die Unabhängigkeit Kaschmirs, teils für den Anschluss der Region an Pakistan. Ein Teil der Region befindet sich zudem unter chinesischer Kontrolle.
Merkel in Indien
Die Menschenrechte werden auch beim Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Indien Thema werden. Merkel will bei ihren Gesprächen auch deutlich ihre Unterstützung für Demokratie, Rechtsstaat und Menschenrechte zum Ausdruck bringen. Die Bundesregierung sehe die angespannten Beziehungen zwischen Pakistan und Indien sowie die Lage in Kaschmir mit Sorge. Man werbe für Deeskalation und eine friedliche Konfliktlösung auf diplomatischem Weg.
Bei den fünften deutsch-indischen Regierungskonsultationen in der Hauptstadt Neu Delhi, zu denen Merkel mit mehreren Ministern anreiste, sollen zahlreiche Abkommen unterzeichnet werden. Im Zentrum der Gespräche stehen die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen, die Themen Innovationen und Digitalisierung, Klimaschutz, nachhaltige Entwicklung sowie außen- und sicherheitspolitische Fragen.
Deutschland ist der größte Handelspartner Indiens in der EU. "Wir wollen unsere bilateralen Beziehungen weiter festigen, von Indien lernen, aber auch unsere technologischen Entwicklungen in Indien platzieren", sagte Merkel.
ni/mak (dpa, afp)