Immer mehr Mafiosi in Deutschland
15. August 2017Zwei Gruppierungen sind den Informationen zufolge in den vergangenen zehn Jahren besonders schnell gewachsen: Die sizilianische Cosa Nostra mit 520 Prozent Zuwachs auf aktuell 124 Mitglieder und die kalabrische 'Nrdangheta, die mit Abstand die meisten Mitglieder hat: 333 in 51 Untergruppierungen (455 Prozent Zuwachs). Deutlich kleiner sind die deutschen Ableger der Camorra (87 Mitglieder), die aus Neapel und Kalabrien stammt, sowie der apulischen Mafia (18 Mitglieder), die sich in mehrere Gruppierungen aufsplittet. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion hervor, die dem "Spiegel" vorliegt.
Die Zahlen beschreiben nur die Strukturen, die Behörden wie das Bundeskriminalamt aufklären konnten. Aus ihnen könne "keine fundierte Einschätzung zu Art und Umfang eines Dunkelfeldes abgeleitet werden", schreibt die Bundesregierung. Die tatsächliche Zahl könnte also noch viel größer sein.
Dringender Handlungsbedarf
Die innenpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Irene Mihalic, sagte, zehn Jahre nach den Morden von Duisburg sehe man, dass alle relevanten italienischen Mafiagruppierungen in Deutschland aktiv seien, und die Anzahl von mutmaßlichen Mitgliedern stark gestiegen sei. Diese Entwicklung verdeutliche, wie dringend der Handlungsbedarf bei der Bekämpfung der organisierten Kriminalität sei.
Am 15. August 2007 waren vor einem italienischen Restaurant in Duisburg sechs Männer erschossen worden. Nach Erkenntnissen der Ermittler war die Bluttat die Folge einer jahrelangen Fehde zwischen verfeindeten Clans der 'Ndrangheta.
HF/qu (afpd, spiegel online)