Großrazzia gegen Mafia in drei Ländern
5. Juli 2017Bei der europaweiten Aktion waren mehr als 330 Polizisten beteiligt, die am Morgen 35 Razzien auf Wohnungen, Restaurants und andere Geschäftslokale durchführten. 18 Verdächtige wurden nach Angaben der EU-Justizbehörde Eurojust in Italien festgenommen, zwölf in Spanien. Drei weitere Festnahmen gab es in Deutschland. Nach einer Mitteilung der europäischen Polizeiagentur Europol beschlagnahmten die Fahnder 520 Kilogramm Kokain und 450 Kilogramm Haschisch, zudem weitere Güter im Wert von fünf Millionen Euro.
Die Vorwürfe gegen die Verdächtigen lauten unter anderem auf Drogenhandel und Geldwäsche sowie auf Erpressung. Zur Identität der Verdächtigen machte sie keine näheren Angaben. In Spanien gab es die meisten Festnahmen im Raum Barcelona. In der italienischen Camorra-Hochburg Neapel wurden mindestens acht Verdächtige festgenommen.
Zu den Festnahmen in Deutschland wurden zunächst keine Details genannt. In einem anderen Fall hatten die Staatsanwaltschaft Konstanz und die Polizei Tuttlingen vor knapp zwei Wochen mitgeteilt, sie hätten einen mutmaßlichen Drogenhändlerring mit engen Beziehungen zur italienischen Mafia zerschlagen und dabei 15 Verdächtige zwischen 25 und 77 Jahren festgenommen.
Geldwäsche für Drogenhändler
Die spanischen Ermittler werfen der Camorra vor, mit Hilfe eines riesigen Netzwerks aus Firmen in Spanien, Italien, Deutschland, Frankreich und Portugal Einkünfte aus dem Drogenhandel zu waschen. Dazu würden etwa Spielhallen, Autovermietungen und Goldhandlungen genutzt.
In Spanien wurden schon häufiger mutmaßliche Mitglieder der italienischen Mafia festgenommen. Der italienische Mafia-Sonderermittler Franco Roberti sagte im Juni in einem Interview mit der spanischen Tageszeitung "El País", die Mafia sei fest in dem Land verwurzelt. Spanien sei ein strategisch bedeutsames Land für die organisierte Kriminalität. Wegen seiner Nähe zu Marokko, dem weltweit größten Hersteller von Haschisch, ist Spanien Europas wichtigster Umschlagplatz für das Rauschgift. Über die Handelsbeziehungen mit Südamerika gelangt zudem viel Kokain nach Spanien.
Nach Einschätzung des italienischen Journalisten und Buchautors Roberto Saviano haben mehrere italienische Mafia-Clans einen Teil ihrer Aktivitäten nach Spanien verlegt. Camorra-Bosse würden die spanische Mittelmeerküste bereits als "Costa Nostra" (Unsere Küste) bezeichnen - als Wortspiel mit der Cosa Nostra, der Mafia in Sizilien, berichtete der Autor des Mafia-Enthüllungsbuches "Gomorrha"
kle/sti (afp, ape)