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IfW: Städte beleben sich - messbar

23. April 2020

Nach den ersten Lockerungen des strengen Lockdowns kehrt Leben in die deutschen Innenstädte zurück, und das durchaus messbar. Kieler Ökonomen haben nachgezählt und rechnen vor, wie der Umsatz der Läden sich entwickelt.

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Deutschland Coronavirus Lockerungen im Einzelhandel
Bild: Imago Images/Lichtgut

Seit Anfang dieser Woche dürfen in vielen Städten bestimmte Geschäfte unter Auflagen wieder öffnen – und es sind wieder mehr Menschen in den Innenstädten unterwegs. Die Innenstädte beleben sich "zum Teil sehr deutlich wieder", schreiben Forscher des Kieler Instituts IfW. Je nach politischen Vorgaben kehrt das Leben aber in verschiedenen Städten sehr unterschiedlich zurück. 

Demnach hat die Lockerung in Nordrhein-Westfalen deutlich stärkere Effekte gebracht als in Bayern. In beiden Bundesländern vertreten die Landesregierungen unterschiedlich strenge Positionen in Sachen Freizügigkeit. Das Passantenvolumen in Dortmund beispielsweise beträgt laut IfW bereits 51 Prozent des unter normalen Umständen an Werktagen zu erwartenden Niveaus. In München sind es trotz Lockerungen hingegen nur 13 Prozent.

"Spürbare Entspannung…"

Dagegen sind auch in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover wieder 54 Prozent der normalerweise üblichen Frequenz von Passanten erreicht und im baden-württembergischen Mannheim sogar 56 Prozent. "Der Einzelhandel kann etwas aufatmen, die seit dieser Woche geltenden Lockerungen bringen ihm teilweise eine spürbare Entspannung, die sich an der Anzahl von Passanten ablesen lässt", sagte IfW-Präsident Gabriel Felbermayr zu den aktuellen Zahlen.

"Nimmt man an, dass der Umsatz proportional zu den Passantenzahlen ist, dann lagen die Einbußen während des harten Lockdowns zwischen 92 Prozent (München) und 71 Prozent (Frankfurt) und erholen sich nun", sagte Felbermayr.  Allerdings sei in allen untersuchten Städten das Niveau noch weiter unter normal.

Deutschland | Coronavirus | Frankfurt am Main
Verkehrsknotenpunkt in der Frankfurter Innenstadt während des LockdownsBild: picture-alliance/dpa/F. Rumpenhorst

"Ein Ziel der Politik war es, Menschenansammlungen in den Innenstädten zu verhindern", sagte Felbermayr. "Dies scheint trotz der Lockerung erreicht." Möglicherweise liege das daran, dass die Gastronomie weiterhin geschlossen habe. Gemessen wurden Passantenzahlen in 57 deutschen Innenstädten.

…aber "Stimmung am Nullpunkt"

Trotz einer gewissen Erholung rechnen Ökonomen aber mit einem starken Einbruch der Wirtschaft im zweiten Quartal. Christoph Weil, Volkswirt bei der Commerzbank, sprach von einer "Stimmung am Nullpunkt". Er geht davon aus, dass die Wirtschaft im Währungsraum im laufenden Quartal um bis zu zehn Prozent schrumpfen könnte, nach einem Minus von geschätzt vier Prozent im ersten Quartal.

Wegen des vielfach noch anhaltenden Stillstands in vielen Bereichen fährt laut Ifo-Institut fast jede zweite Firma in Deutschland Kurzarbeit. Demnach wollen zudem fast 18 Prozent der Firmen Mitarbeiter entlassen oder befristete Verträge nicht verlängern. Im Handel befinden sich derzeit Mitarbeiter bei 55 Prozent der Unternehmen in Kurzarbeit.

ar/hg (rtr, IfW)