IAA 2015: Fahrerlos auf der Überholspur
14. September 2015"Guckt mal: Ich kann auch freihändig!" So könnte der Slogan der diesjährigen Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt lauten. Die Messemacher haben sich allerdings doch lieber für einen altbackenen Spruch entschieden: "Mobility connects". Aber die Botschaft ist die gleiche: Das "automatisierte Fahren" steht im Vordergrund bei dieser IAA, die sich als die größte Automesse der Welt feiert.
BMW wird sein Einparksystem per Fernbedienung für die 7er-Reihe präsentieren. Damit kann der Fahrer sein Auto einparken, ohne am Steuer sitzen und am Lenkrad kurbeln zu müssen. Google wird ebenfalls sein System für das fahrerlose Fahren bei der IAA vorstellen.
Eine Umfrage unter 100 Automanagern, unternommen vom Bundesverband der deutschen Informations- und Kommunikationsbranchen, Bitkom, zeigt, dass Zweidrittel von ihnen erwarten, fahrerloses Fahren werde 2030 ganz alltäglich sein.
Während die neuen Autos immer mehr zu mobilen Internet-Plattformen werden, drängt sich dem Messebesucher die Frage auf: Werden Technologie-Konzerne wie Google oder Apple den klassischen Autobauern vielleicht bald das Geschäft streitig machen?
Im SUV-Paradies ist die Umwelt ganz egal
Aber die IAA ist nicht nur mit Vollgas in die Zukunft unterwegs - auch mehr als 200 neue, 'zeitgenössische' Modelle erblicken hier das Licht der Öffentlichkeit. Geländewagen, oder SUVs (Sport Utility Vehicles), stehen dabei im Vordergrund. Die Luxusmarken Bentley und Jaguar werden ihre Modelle auf der IAA enthüllen: den Bentayga und den F-Pace SUV.
Die Sportwagenschmiede Lamborghini, Teil des Volkswagenkonzerns, ist auch dabei und wird einen Luxus-SUV in Italien produzieren, den Urus. Der wird voraussichtlich 2018 auf den Markt kommen.
Marktbeobachter halten die SUVs für die neuen Statussymbole auf der Straße - während die Verkäufe von Sportwagen zurückgehen.
Dennoch: Auch die Freunde schneller, tief auf der Straße liegender Sportwagen kommen in Frankfurt noch auf ihre Kosten: Rolls-Royce präsentiert seinen neuen Dawn, ein viersitziges Cabrio. Auch Ferrari und Lamborghini werden voraussichtlich Cabrios vorstellen - Ferrari den V8 488 Spider und Lamborghini den Huracan Spyder.
Noch größer als beim letzten Mal
Insgesamt werden mit 210 Autos ein Drittel mehr neue Modelle erwartet als vor zwei Jahren. 30 von ihnen kommen aus Deutschland, weitere 26 aus anderen europäischen Ländern.
1103 Aussteller aus 39 Ländern kommen zur IAA und breiten ihre Angebote auf 233.000 Quadratmetern aus. Der Messeveranstalter, der deutsche Automobildachverband VDA, hat ausgerechnet, dass auf dieser Fläche 33 Fußballspiele gleichzeitig stattfinden können.
Auf welchen Märkten diese Autos ihre größten Erfolge feiern werden, muss man noch abwarten. Denn die IAA sitzt, was die globale Nachfrage anbelangt, zwischen den Stühlen: Die Verkäufe in den USA und in Europa zeigen einen robusten Aufwärtstrend, während in China die Nachfrage nach kostspieligen Autos nachlässt - schließlich kühlt die Konjunktur in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt ab.
Eine Frage wird auf der Messe sicherlich lebhaft diskutiert werden: Wie beeinflusst eine Veränderung der Nachfrage die Produktion? Oder: Was wird demnächst wo gebaut?
Die aktuelle IAA, es ist die 66. in ihrer Geschichte, beginnt am 15. September und dauert 12 Tage. Die offizielle Eröffnung durch die deutsche Regierungschefin Angela Merkel, mit Kanzlerinnen-Messerundgang und - vielleicht - einem "Die-Bundeskanzlerin-sitzt-am-Steuer-Bild", findet am 17. September statt.