Brandgefahr: Wälder in Deutschland gesperrt
27. Juli 2018In zwei Landkreisen Mecklenburg-Vorpommerns hat es das Landwirtschaftsministerium wegen der hohen Waldbrandgefahr ab Samstag verboten, das Unterholz zu betreten. Ausgewiesene Wander- und Fahrradwege dürfen "mit Blick auf die laufende Urlaubssaison" vorerst aber weiter genutzt werden, wie es in einer Mitteilung des Ministeriums heißt. Auch Waldbesitzer dürften in ihren eigenen Wäldern unterwegs sein.
Die betreffenden Landkreise Ludwigslust-Parchim und Mecklenburgische Seenplatte umfassen rund ein Drittel der gesamten Fläche des nordöstlichen Bundeslandes. In der betroffenen Region wurde die höchste Waldbrandgefahrenstufe ausgerufen. Bereits Anfang Juli hatte die Feuerwehr einen Feld- und Waldbrand bei Ludwigslust bekämpft. Nach mehreren Explosionen von Munitionsresten aus dem Zweiten Weltkrieg mussten sich die Einsatzkräfte wegen Lebensgefahr zurückziehen.
Das Verbot sei "zum Schutz der Bevölkerung und des Walds alternativlos", sagte Landwirtschaftsminister Till Backhaus. Bei Missachtung drohen laut Backhaus Geldbußen von bis zu 75.000 Euro.
Waldgänger können helfen
Auch das Regionalforstamt Niederrhein in Nordrhein-Westfalen hat den Zugang zu Wäldern auf feste Wege beschränkt. Die komplette Sperrung sei momentan noch keine Option. "Denn durch die vielen Waldbesucherinnen und Waldbesucher werden die meisten Brände entdeckt", sagte Otto Pöll, Leiter des Regionalforstamtes.
Den Waldbrand bei Fichtenwalde nahe Potsdam in Brandenburg haben die Einsatzkräfte durch nächtliche Löscharbeiten unter Kontrolle gebracht. Nach Angaben der örtlichen Feuerwehr und des Kreises Potsdam-Mittelmark sind die Flammen allerdings noch nicht ganz gelöscht. "Es wird noch mehrere Tagen dauern, bis der Brand endgültig gelöscht ist", teilte die Kreisverwaltung mit. Das Feuer sei derzeit an einem durch das Gebiet verlaufenden Radfernwanderweg gestoppt worden und breite sich nicht weiter aus, teilte sie mit.
Die Flammen wüteten nach Angaben des Innenministeriums in Potsdam auf einer Fläche von etwa 40 bis 50 Hektar. Auch hier erschweren alte Kampfmittel, die noch im Boden liegen und explodieren könnten, den Einsatzkräften die Arbeit. Wegen der Sperrung der Autobahnen A9 und A10 gab es laut Polizei lange Staus. Helfer versorgten die festsitzenden Autofahrer. Entgegen erster Befürchtungen musste Fichtenwalde nicht evakuiert werden.
Auch aus anderen Bundesländern wie Niedersachsen meldeten die Feuerwehren verstärkt Flächen- und Böschungsbrände, die jedoch schnell gelöscht werden konnten. Bei einem anderen Feuer in Brandenburg auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog waren bis Donnerstagabend 160 Hektar Fläche (1,6 Quadratkilometer) verbrannt. Die Einsatzkräfte rechneten damit, dass das Feuer noch einige Tage anhalten wird. Ebenfalls wegen Munitionsresten können Feuerwehrleute die Fläche nicht betreten.
Bessere Vorbereitung gefordert
Angesichts des Waldbrandrisikos forderten die Grünen im Bundestag mehr Investitionen in Vorbeugung und Spezialausrüstung. Die Gefahr werde aufgrund des Klimawandels vermutlich zunehmen, sagte Harald Ebner, Sprecher für Waldpolitik der Grünen im Bundestag, den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Für mögliche große Waldbrände brauche Deutschland ausreichende Spezialisten und eine Ausrüstung etwa mit Löschflugzeugen.
Bereits in den vergangenen Tagen war angesichts der in Schweden und Griechenland wütenden verheerenden Waldbrände eine Diskussion um mögliche Defizite in Deutschland ausgebrochen. Der Deutsche Feuerwehrverband hatte Forderungen nach Löschflugzeugen aber zurückgewiesen. Diese seien hierzulande nicht effektiv einsetzbar, weil größere Gewässer zum Auftanken fehlten.
Waldbrände in Deutschland würden sich "in Grenzen halten", erklärte Verbandspräsident Hartmut Ziebs. Angesichts der extremen Hitze sei der Ausbruch von Feuern zu erwarten gewesen. Die Feuerwehr sei mit einem flächendeckenden System aber gut aufgestellt und könne schnell massiv eingreifen.
ust/uh (afp, dpa, regierung-mv.de, wald-und-holz.nrw.de)