HSV: Das schwarze Ende
12. Mai 2018Ein schwarzes Tuch verdeckte den "Ultra"-Block der Anhänger des Hamburger SV. Es waren noch wenige Minuten zu spielen.Sportlich war der Klub zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr zu retten. Und irgendwie war allen an dem Nachmittag im Volkspark-Stadion klar, dass noch Unheil drohte. Unter diesem schwarzen Tuch.
Dann knallte es, Bengalos wurden gezündet und flogen auf das Spielfeld. Der Innenraum füllte sich mit Rauch. Schiedsrichter Felix Brych handelte sofort, unterbrach die Partie und bedeutete den Spielern, dass sie sich schnell in Sicherheit bringen sollten. Es folgten Minuten, die man in dieser Form in Sportstadien nicht sehen mag.
"Holt sie raus"
Binnen weniger Minuten musste eine Hundertschaft der Polizei auf dem Rasen aufziehen, hinter einer Reihe der Ordnungskräfte. Dahinter wiederum bezog eine Reiterstaffel Position, außerdem eine Truppe in Begleitung von Polizeihunden, die Maulkörbe trugen.
Die "Ultras" ließen sich zunächst nicht beeindrucken, warfen weitere "Bengalos", ein Möchtegern-Fan rannte sogar mit einem Trauerkranz Richtung Spielfeld, wurde aber gestoppt. Die mehr als 56.000 anderen Zuschauer im Volkspark-Stadion hatten zu diesem Zeitpunkt bereits ihren Unmut lautstark geäußert: "Wir sind Hamburger - und ihr nicht!" Auch wurde gerufen: "Holt sie raus!" Schließlich bedeutete ein Pfeifkonzert den Randalierern, was von ihrer Aktion zu halten war.
Referee Brych ließ sich fast 20 Minuten Zeit, bis er - der guten Ordnung halber - die Partie noch einmal anpfiff und nach einem Schiedsrichter-Ball dann beendete. Die Krawallmacher hatten inzwischen die Tribüne hinter dem Gäste-Tor verlassen.
Als wäre der erste HSV-Abstieg nicht bitter genug, verschärften der kleine Haufen "Ultras" so die Fassungslosigkeit unter den Fußball-Anhängern. "Das sind Anti-Fans", schimpfte Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher und lobte die Polizei: "Die Sicherheitskräfte haben besonnen und richtig reagiert."
Laut der Hamburger Polizei gab es zunächst keine Hinweise auf Verletzte. "Wir haben einen Platzsturm verhindern können", sagte ein Sprecher der Ordnungshüter dem Sport-Informationsdienst. Nach dem Spiel sei es zunächst ruhig geblieben. HSV-Vorstand Frank Wettstein zeigte "kein Verständnis" für die Chaoten: "Es bleibt ein Stück weit hängen. Aber es bleibt mehr hängen, dass der Großteil der 57.000 die Mannschaft großartig unterstützt hat."