1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

HRW: Jesidinnen vom IS brutal gedemütigt

15. April 2015

Systematische Vergewaltigungen, Misshandlungen, Zwangsehen: Jesidische Frauen haben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch berichtet, was sie in der Gewalt der IS-Terrormiliz erleiden mussten.

https://p.dw.com/p/1F8t1
Jesidische Frauen auf der Flucht (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: Getty Images/AFP/Al-Rubaye

Menschenrechtler der Organisation Human Rights Watch (HRW) befragten jesidische Frauen und Mädchen, die aus der Gefangenschaft der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) geflohen sind. Ihre erschütternden Aussagen bilden den Kern eines Berichts, den die Organisation jetzt in New York veröffentlichte. Insgesamt wurden 20 Opfer befragt, unter ihnen zwei zwölfjährige Mädchen. Für die Betroffenen muss es die Hölle gewesen sein. Die meisten von ihnen berichten von systematischen Vergewaltigungen, oft mehrfach und von ganzen Gruppen von IS-Kämpfern, Misshandlungen, Zwangsehen und Zwangsübertritten zum Islam.

"Diejenigen von ihnen, die das Glück hatten, fliehen zu können, brauchen Hilfe wegen des unbeschreiblichen Traumas, das sie erlitten haben", erklärte die geschäftsführende HRW-Direktorin Liesl Gerntholtz.

Die Interviews mit den Frauen führten HRW-Mitarbeiter in Dohuk in der kurdischen Autonomieregion im Nordirak. Die Aussagen der Frauen und Mädchen wurden laut HRW überprüft, indem Mitarbeiter sie mit den Berichten von Hilfsorganisationen, örtlichen Behörden und Ärzten in der Region abgeglichen haben.

Im Sommer 2014 wurden Tausende Jesiden, die meisten von ihnen Frauen und Kinder, von IS-Kämpfern verschleppt. Mehrere Hundert von ihnen konnten nach Angaben der irakisch-kurdischen Behörden seitdem fliehen oder wurden teils gegen Lösegeld wieder freigelassen. Die Jesiden sind ethnische Kurden, die einer eigenen monotheistischen Religion anhängen. Ihr Hauptsiedlungsgebiet liegt im Nordirak.

UN: Sexuelle Gewalt als Kriegstaktik

Zu ähnlich erschütternden Einschätzungen wie HRW kommen auch die Vereinten Nationen. Extremistische Gruppierungen wie der IS im Irak und in Syrien oder auch Boko Haram in Nigeria nutzen nach UN-Einschätzung Vergewaltigungen und andere sexuelle Gewalt systematisch als Kriegstaktik. Das vergangene Jahr sei von "erschütternden Berichten über Vergewaltigungen, sexuelle Sklaverei und Zwangsverheiratungen durch extremistische Gruppen" geprägt gewesen, erklärte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in einem am Montag veröffentlichten Bericht.

Die Vergehen würden von den radikalen Islamisten bewusst "als Terrortaktik" eingesetzt. Laut dem Bericht ist sexuelle Gewalt keine zufällige Begleiterscheinung von deren gewaltsamem Vorgehen. Es gebe vielmehr eine "wesentliche Verbindung zu den strategischen Zielen, der Ideologie und der Finanzierung extremistischer Gruppen". Vergewaltigungen und andere Formen sexueller Gewalt werden demnach etwa bei der Rekrutierung von Kämpfern, zur Einschüchterung oder Vertreibung der Bevölkerung und zur Erzielung von Einkünften durch den Handel mit Frauen eingesetzt.

qu/uh (dpa, afp)