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Erst Schlagstöcke, dann Hungerstreik

1. Dezember 2014

Die Spannungen in Hongkong verschärfen sich wieder. Bei den schwersten Zusammenstößen zwischen Aktivisten und der Polizei wurden etwa 40 Menschen verletzt. Drei Aktivisten treten nun in den Hungerstreik.

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Joshua Wong, Anführer der Demokratiebewegung in Hongkong (Foto: AFP)
Bild: picture-alliance/dpa/J. Favre

Das Ziel der drei Aktivisten ist klar: Mit der Weigerung zu essen wollen sie Verhandlungen mit den Behörden in der chinesischen Sonderverwaltungszone erzwingen. Im sozialen Netzwerk Facebook erklärten Joshua Wong (Artikelbild) und zwei Studentenführerinnen: "In diesen wirren Zeiten gibt es eine Pflicht. Heute sind wir gewillt, den Preis zu zahlen, die Verantwortung zu übernehmen."

Die beiden Mitstreiterinnen des 18-jährigen Wong, Lo Yin-wai und Wong Tsz-yuet, sind erst 17 Jahre alt. Das Trio forderte die Hongkonger Führung auf, Verhandlungen mit den Vertretern der Demokratiebewegung aufzunehmen. Nach einem Bericht eines örtlichen Fernsehsenders wollen sie während ihres Hungerstreiks nur Wasser zu sich nehmen.

40 Festnahmen

Mit Schlagstöcken und Pfefferspray war die Polizei in Hongkong zuvor gegen Demonstranten vorgegangen, die versuchten, die Innenstadt zu blockieren. Bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen in der Nacht zum Montag wurden nach Angaben der Polizei elf Beamte verletzt. 37 Menschen mussten in Krankenhäusern behandelt werden. Es gab mindestens 40 Festnahmen.

"Manche Menschen haben die Toleranz der Polizei fälschlicherweise für Schwäche gehalten", sagte Hongkongs Verwaltungschef Leung Chun Ying. Er kündigte ein "entschlossenes Handeln" der Polizei gegen die Demokratie-Bewegung an, die er als "illegal" bezeichnete. Die Polizei werde "von nun an ohne Zögern das Gesetz durchsetzen". Zudem warnte er die demonstrierenden Studenten davor, am Abend zu den Barrikaden zurückzukehren.

"Ich will wahre Demokratie!"

Nach den Krawallen blockierten Tausende Demonstranten das Verwaltungszentrum der Sonderwirtschaftszone und hinderten die Regierungsbediensteten daran, zur Arbeit zu gelangen. Anführer der Studenten hatten dazu aufgerufen, die Proteste eskalieren zu lassen. Hunderte Polizisten waren im Einsatz, um die Demonstranten zurückzudrängen und Barrikaden zu beseitigen. Die Demonstranten bewarfen die Polizei mit Flaschen, Helme und Schirmen. Viele der jungen Aktivisten trugen Bauarbeiterhelme auf dem Kopf und versuchten, sich mit Regenschirmen vor dem Pfefferspray zu schützen. Die Menge skandierte "Ich will wahre Demokratie!". Der Studentenführer Alex Chow bezeichnete die nächtliche Protestaktion als Erfolg, da das Regierungsviertel "lahmgelegt" worden sei.

Auf dem Höhepunkt der seit mehr als zwei Monaten anhaltenden Proteste hatten bis zu 100.000 Menschen auf den Straßen der früheren britischen Kronkolonie für mehr Demokratie demonstriert. Sie verlangen den Rücktritt von Verwaltungschef Leung. Zudem protestieren sie dagegen, dass die Regierung in Peking bei der Wahl eines Nachfolgers nur vorab bestimmte Kandidaten zulassen will. Allerdings verliert die Protestbewegung inzwischen zunehmend an Unterstützung. Hongkong wurde 1997 an die Volksrepublik China zurückgegeben. Seitdem ist sie unter dem Motto "ein Land - zwei Systeme" eine Sonderwirtschaftszone.

Die Polizei geht zum Teil gewaltsam gegen Demonstranten vor (Foto: AFP)
Die Polizei geht zum Teil gewaltsam gegen Demonstranten vorBild: AFP/Getty Images/D. de la Rey

Die Proteste haben nun auch wirtschaftliche Folgen in dem Finanz- und Handelszentrum. Finanzminister John Tsang sagte, das Wirtschaftswachstum könnte geringer ausfallen als die erwarteten 2,2 Prozent. Nach Angaben der Statistikbehörde ging der Einzelhandelsumsatz im Oktober deutlich zurück. Oktober ist normalerweise der umsatzstärkste Monat für den dortigen Einzelhandel.

kle/pg (afp, rtr, dpa)