Hollywoods sommerliches Hoch
7. September 2004Für den Rekord sorgten nicht nur Blockbuster wie die Fortsetzungen von "Shrek", "Spider-Man" und "Harry Potter". Auch die überraschend hohen Einspielergebnisse des Dokumentarfilms "Fahrenheit 9/11" und der Sportkomödie "Voll auf die Nüsse" von jeweils deutlich über 100 Millionen Dollar brachten die US-Filmindustrie ganz dicht an die Vier-Milliarden-Dollar-Marke.
Michael Moore macht Kasse
Den Spitzenplatz hält unangefochten Hollywoods liebenswürdiges Waldmonster: "Shrek 2" brachte 436,7 Millionen Dollar in die US-Kinokassen, gefolgt von "Spider-Man 2" mit 370 Millionen. "Harry Potter und der Gefangene von Askaban" schaffte es mit 247 Millionen Dollar auf den dritten Sommer-Rang. Die größte finanzielle Überraschung war jedoch Michael Moores Anti-Bush-Film. Der in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnete Dokumentarstreifen "Fahrenheit 9/11" spielte allein in den USA fast 120 Millionen Dollar ein, weit mehr als jemals ein anderer Dokumentarfilm. Der bisherige Rekordhalter - Michael Moores Oskar-gekrönter Streifen "Bowling for Columbine" brachte ein Sechstel davon ein.
Zum Klingeln der Kassen trugen auch die Sommerfilme der zwei deutschen Star-Regisseure in Hollywood bei. Roland Emmerichs Umwelt-Thriller "The Day After Tomorrow" mit Dennis Quaids in der Hauptrolle, sorgte für mehr als 185 Millionen Dollar Gewinn. Wolfgang Petersens Griechen-Saga "Troja", in der sich Brad Pitt wacker mit den Trojanern schlägt, kam auf mehr als 135 Millionen Dollar. Zur Gruppe der Kassenschlager mit dreistelligen Millioneneinnahmen gehörten auch der Science-Fiction-Hit "I, Robot" und der Gruselstreifen "The Village - Das Dorf". Allerdings verdankt Hollywood den finanziellen Zuwachs einmal mehr den Preiserhöhungen für Kinokarten und nicht einer wachsenden Zuschauerzahl. Die ging sogar um knapp 0,8 Prozent zurück, ähnlich wie bereits 2003. Insgesamt wurden in diesem Jahr vom Memorial Day am 31. Mai bis zum Labour Day am 6. September rund 638 Millionen Kinokarten verkauft.
Online-Piraterie
Als einen Grund für den Rückgang der Zuschauerzahlen nennen Experten das Downloaden von Filmen aus dem Internet. Die rasante Verbreitung von Highspeed-Internetanschlüssen macht das Herunterladen von ganzen Spielfilmen immer leichter und bedroht somit auch die DVD-Industrie. Hollywood befindet sich zunehmend in einer vergleichbaren Situation wie die Musikbranche. Zunächst will der US-Verband der Filmindustrie MPAA (Motion Picture Association of America) nur mit einer landesweiten Kampagne zum Thema Online-Piraterie aufklären. Rechtliche Schritte wie die Musikindustrie sie geht, hält aber auch Hollywood für eine mögliche Maßnahme gegen die Film-Räuber.
MPAA-Präsident Jack Valenti schätzt den Verlust durch Filmpiraterie ohne den Internet-Download auf 3,5 Milliarden Dollar pro Jahr. Verlustschätzungen für Online-Piraterie legte der Verband nicht vor. Allerdings geht die MPAA davon aus, dass monatlich zwischen 400.000 und 600.000 Filme illegal aus dem Internet runtergeladen werden. Es ist zu erwarten, dass die Zahl aufgrund schnellerer Internetzugänge weiter ansteigt.