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Hochburg genommen

1. Januar 2007

Truppen der somalischen Übergangsregierung haben am Neujahrstag die Hafenstadt Kismayo eingenommen - und damit die Islamisten aus ihrer letzten Hochburg vertrieben.

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Äthiopischer Soldat mit Funkgerät im eroberten Kismayo
Äthiopischer Soldat mit Funkgerät im eroberten KismayoBild: picture-alliance/ dpa

Nach schwerem Artilleriebeschuss der heranrückenden Truppen der Übergangsregierung und Äthiopiens flohen die islamistischen Rebellen aus der südlichen Hafenstadt in Richtung Kenia. Andere legten einfach ihre Uniformen ab. Zuvor hatte es in Jilib, einem Ort rund 100 Kilometer nördlich von Kismayo, heftige Kämpfe gegeben.

Die Entwicklung weckt Hoffnung auf ein Ende des seit zwei Wochen anhaltenden Kriegs am Horn von Afrika und einer Rückkehr zu einer echten Zentralregierung in dem seit 1991 zerrissenen Land. Allerdings gab es auch Befürchtungen, die radikalen Muslime könnten sich auf Guerilla-Taktiken nach irakischem Vorbild verlegen.

Hunderte Menschen säumten die Straßen der Stadt etwa 500 Kilometer südlich der Hauptstadt Mogadischu, als die von Äthiopien unterstützten Regierungstruppen in die Stadt einrückten, wie örtliche Medien berichteten. Bewohner berichteten, in Kismayo sei es ruhig. Viele Menschen seien auf den Straßen, um die einrückenden Soldaten zu begrüßen. Wie es hieß, hatten sich in den letzten Tagen zwischen 3000 und 4000 Islamisten nach Kismayo zurückgezogen.

Amnestie angekündigt

Der Premierminister der somalischen Übergangsregierung, Ali Mohamed Gedi spricht zur Presse (31.12.)
Der Premierminister der somalischen Übergangsregierung, Ali Mohamed Gedi spricht zur Presse (31.12.)Bild: AP

Der somalische Ministerpräsident Ali Mohamad Gedi kündigte in Mogadischu eine Amnestie für islamistische Kämpfer aus Somalia an. Ausgenommen seien ausländische Kämpfer, von denen viele aus Eritrea stammten, sowie die Führung der als Union Islamischer Gerichte (UIC) bekannt gewordenen Islamisten. Zudem stellte Gedi eine dreitägige Frist zur Rückgabe von Waffen in Aussicht. Das Land benötige nun auch eine internationale Friedenstruppe, sagte er weiter.

"75 Prozent abgeschlossen"

Der äthiopische Ministerpräsident Meles Zenawi hatte zuvor erklärt, die mit Zustimmung der USA geführte Offensive sei zu 75 Prozent abgeschlossen. Die Operation sei zur Selbstverteidigung sowie zur Unterstützung der Übergangsregierung gegen Angriffe von "Terroristen" erfolgt. Das christliche geprägte Nachbarland Äthiopien unterstützt die international anerkannte somalische Übergangsregierung und hatte den Islamisten den Krieg erklärt, um einen muslimischen Gottesstaat in Somalia zu verhindern.

Nach Angaben von Zenawi wurden bis zu 3000 islamistische Milizionäre getötet. Eine unabhängige Bestätigung der Angaben gibt es nicht. Nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) sind bei den jüngsten Kämpfen in Somalia mehrere hundert Menschen getötet und über 800 verletzt worden. Die genaue Zahl der Todesopfer lasse sich derzeit nicht feststellen.

Posten der Regierung in Mogadischu
Posten der Regierung in MogadischuBild: AP

Die Islamisten hatten nach der Einnahme Mogadischus vor sechs Monaten den Großteil des Landes kontrolliert und bis vor zwei Wochen die in Baidoa im Süden des Landes ansässige Übergangsregierung zunehmend bedrängt. Ohne Panzer oder Kampfflugzeuge hatten die Islamisten der äthiopischen Armee dann jedoch nur wenig entgegenzusetzen. Mogadischu fiel am Donnerstag (27.12.). Dort hatten die strengen Regeln der viele Somalier gegen die radikalen Muslime aufgebracht. Die USA und Äthiopien warfen den islamischen Gerichten vor, eine fundamental-islamische Herrschaft nach dem Muster der afghanischen Taliban errichten zu wollen und Verbindungen zur Al-Kaida zu unterhalten.Am Donnerstag waren sie angesichts des Vormarschs der gegnerischen Truppen jedoch aus Mogadischu geflohen oder hatten sich verschiedenen Clanführern angeschlossen, die die Stadt vor den Islamisten kontrolliert hatten.(sams)