"Gefängnisstrafe am Ende des Tunnels"
11. März 2014"Ich bin froh, dass jetzt alles auf dem Tisch liegt. Ich werde alles dafür tun, dass dieses für mich bedrückende Ereignis abgeschlossen wird", betonte der Präsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters Bayern München. Zu Beginn seines Prozesses vor dem Münchner Landgericht hatte Uli Hoeneß am Montag eingeräumt, er habe Steuern in Höhe von 18,5 Millionen Euro hinterzogen. Die Staatsanwaltschaft hatte ihm bisher lediglich vorgeworfen, 3,5 Millionen Euro zwischen 2003 und 2009 am Fiskus vorbeigeschleust zu haben.
Ein zusätzlicher Prozess droht dem 62-Jährigen nach deutschem Recht wegen der höheren Summe nicht. Es ist allerdings völlig offen, wie die Strafkammer unter Vorsitz von Richter Rupert Heindl das Eingeständnis wertet: Zu Hoeneß' Lasten, weil er viel mehr Geld hinterzog als bislang bekannt - oder zu seinen Gunsten, weil er den deutlich höheren Betrag nun zugab.
Der Chef der Deutschen Steuergewerkschaft, Thomas Eigenthaler, sieht nach eigenen Worten für Hoeneß jedenfalls eine "Gefängnisstrafe am Ende des Tunnels". Auf Steuerhinterziehung stehen in Deutschland bis zu fünf Jahre Haft, in besonders schweren Fällen sogar zehn Jahre. Hoeneß' Verteidiger Hanns W. Feigen wollte die neuen Zahlen hingegen als Zeichen der Geständigkeit verstanden wissen. Er strebt einen Freispruch für seinen Mandaten an.
Geht der Prozess in die Verlängerung?
Gerichtssprecherin Andrea Titz wollte sich nicht konkret zu Konsequenzen aus dem spektakulären Geständnis äußern. "Man hat einen größeren Schaden, aber er hat auch ein Geständnis abgelegt zu Dingen, die noch gar nicht bekannt waren." Was das für die Prozessdauer oder gar das Strafmaß bedeute, sei noch nicht absehbar. Eigentlich war geplant, dass das Urteil - nach vier Verhandlungstagen - bereits am Donnerstag dieser Woche gesprochen wird.
An diesem Dienstag soll im Prozess eine leitende Finanzbeamtin als Zeugin gehört werden. Sie prüft derzeit die neuen Unterlagen, die Hoeneß und seine Verteidigung dem Gericht erst vor gut einer Woche vorgelegt haben.
Der frühere Fußball-Nationalspieler und -Manager hatte im Januar des vergangenen Jahres eine - nach seiner Ansicht strafbefreiende - Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung eingereicht. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft war diese jedoch nicht vollständig, woraufhin sie Hoeneß anklagte.
wa/kle (dpa, afp)