Wahnsinn, Herr Hoeneß!
10. März 2014Wenn Franck Ribery mit dem Ball am Fuß in selten gesehener Geschwindigkeit das gegnerische Tor erstürmt, geht oft ein Raunen durch das Stadion. Mario Götze schafft dies ähnlich elegant und rasant, doch auch der frühere Weltklassestürmer Uli Hoeneß weiß in diesen Tagen zu beeindrucken. Leider. 18,5 Millionen Euro Steuergelder hat er nach eigener Aussage hinterzogen, etwa fünf Mal so viel wie zuvor angenommen. Wahnsinn! Nach Hoeneß' Beichte bleibt vielen Beobachtern im Landgericht München II der Atem weg. Diese Aussage kann man sicherlich nicht als Befreiungsschlag werten, vielmehr als ein weiteres Eigentor. Zumal es selbst an dieser Darstellung Zweifel gibt: Eine Steuerfahnderin, die am Dienstag vor Gericht aussagte, bezifferte die Steuerschuld auf 23,7 Millionen Euro.
Erst jetzt wird klar, in welchen Sphären sich Uli Hoeneß bewegt hat, als er an der Börse "spielte". Bei einer solchen Steuerschuld lässt sich nur vorsichtig erahnen, mit welchen Summen der Wurstfabrikant seine Spielsucht zu befriedigen suchte. Vielleicht weiß er es selbst auch gar nicht mehr. Eines jedenfalls steht fest: Auf diese Information hätten viele seiner Fans und Befürworter gerne verzichtet. Schon alleine die Tatsache, dass Hoeneß etwas Unrechtes getan hat, brachte sein Gutmensch-Denkmal bedenklich ins Wanken. Nun droht es endgültig umzustürzen.
Hoeneß hinter Gittern?
Seine Selbstanzeige wirkt jetzt nur noch wie der zaghafte Versuch, einer Gefängnisstrafe zu entkommen. Wird aber Uli Hoeneß die Dribblings von Franck Ribery oder Mario Götze tatsächlich demnächst nur noch aus dem Gefängnis beobachten können? Zugegeben, das ist nur sehr schwer vorstellbar. Und doch könnte es in wenigen Tagen Realität werden.
Die vielen guten Taten, üppigen Spenden und sein großes soziales Engagement können die Fehltritte nicht mehr aufwiegen. Vor dem Gesetz sind nämlich alle gleich, egal ob reich oder arm, Bayern-Präsident oder Durchschnitts-Bürger - so sollte es zumindest sein. Und wenn dem auch im Fall Hoeneß so ist, dann wird es ganz, ganz schwer für den Angeklagten, den Gang ins Gefängnis zu umgehen.