HNA-Gründer tödlich verunglückt
4. Juli 2018Der Chef des chinesischen Mischkonzerns und Deutsche-Bank-Aktionärs HNA ist in Südfrankreich tödlich verunglückt. Wang Jian habe sich bei einem Sturz schwere Verletzungen erlitten, sämtliche Rettungsversuche seien fehlgeschlagen, teilte das Unternehmen mit. Wang war auf Geschäftsreise in der Provence, der Unfall ereignete sich im Ort Bonnieux bei Aix-en-Provence. Nach Angaben der örtlichen Behörden war der 57-Jährige auf eine hohe Brüstung geklettert, um ein Foto zu schießen oder für ein Foto zu posieren. Dabei habe er wohl zu viel Schwung genommen, weshalb er den Halt verlor und etwa zehn Meter in die Tiefe gestürzt sei. Die Gendarmerie geht von einem Unfall aus, eine Obduktion soll darüber Gewissheit bringen.
Von Hainan in die Welt
Wang sei ein Vorbild gewesen, dessen Vision und Werte fortdauern würden, schrieb das Unternehmen. HNA trauere um einen "außergewöhnlich begabten Anführer". Seine Vision bleibe ein Leuchtturm für all jene, die ihn kennen. Wang hatte gemeinsam mit Chen Feng Anfang der 90er-Jahre Hainan Airlines gegründet, die heute viertgrößte chinesische Fluggesellschaft. Seit den 2000er-Jahren bauten die beiden Gründer HNA nach und nach zu einem Großkonzern aus, der international verschiedene Beteiligungen hält. Wang, der zuletzt dem Verwaltungsrat des Unternehmens vorsaß, gilt als Schlüsselfigur der schätzungsweise 30 Milliarden US-Dollar (aktuell 25,75 Milliarden Euro) schweren Expansion.
Beteiligungen in Deutschland
Im Frühjahr 2017 sicherte sich HNA 82,5 Prozent des defizitären rheinland-pfälzischen Regionalflughafens Hahn. Im selben Jahr kaufte der Konzern knapp zehn Prozent der Aktien der Deutschen Bank - und blieb damit noch knapp unter der Schwelle, ab der er in den Fokus der Aufsichtsbehörden gerückt wäre. Ende 2017 war der Schuldenberg des Unternehmens auf umgerechnet 81 Milliarden Euro angewachsen, daraufhin musste der HNA im April seine Beteiligung an der Deutschen Bank auf unter acht Prozent reduzieren. Auch die sechs Milliarden US-Dollar umfassende Beteiligung an der Hotelkette Hilton will HNA ganz oder teilweise verkaufen.
HNA unter Druck
Das Unternehmen gerät wegen einer neuen chinesischen Wirtschaftspolitik immer stärker unter Druck: Peking will, dass sich chinesische Investoren im Ausland vor allem auf Hochtechnologie konzentrieren sollen, um mit der zugekauften Technik China zu modernisieren. Unternehmen wie HNA, die mit Immobilien und Finanzbeteiligungen Geschäfte machen wollen, wird aus Angst vor Kapitalabflüssen rigoros der Geldhahn abgedreht.
Die Eigentümerstruktur von HNA ist wenig transparent, die Mehrheit hält mit 52 Prozent eine New Yorker Stiftung. Wang besaß 15 Prozent des Unternehmens - seine Anteile könnten laut einem Dokument nun ebenfalls an die Stiftung übergehen.
ehl/sam (dpa, afp, rtr, ap)