Historischer Schuldspruch gegen Milizenchef Lubanga
14. März 2012Das "Weltstrafgericht" in Den Haag hat den ehemaligen Milizenchef Thomas Lubanga Dyilo schuldig gesprochen, in der Demokratischen Republik Kongo Hunderte von Kindern als Soldaten für seine Sache missbraucht zu haben. Die drei Richter stellten "zweifelsfrei" fest, dass der heute 51-Jährige in den Jahren 2002 und 2003 zahlreiche Kinder unter 15 Jahren zwangsrekrutiert hat. Es handelt sich um ein historisches Urteil: Lubanga ist der erste Kriegsverbrecher, der vom Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) festgenommen und vor Gericht gestellt wurde. Und es ist der erste internationale Richterspruch ausschließlich zum Thema Kindersoldaten. Das Strafmaß steht noch aus, dem ehemaligen Rebellenführer droht jedoch die Höchststrafe - lebenslange Haft.
"Die Kinder können das Grauen nicht vergessen"
Der Bürgerkrieg im Kongo dauerte offiziell von 1998 bis 2003 und kostete Millionen Menschen das Leben. In der Anklageschrift hieß es, Lubanga habe mit der "Rekrutierung, Ausbildung und Verwendung Hunderter junger Kinder für Morde, Plünderungen und Vergewaltigungen" schwere Kriegsverbrechen begangen. Die Anklagevertretung hatte berichtet, dass viele dieser Kinder noch immer vergeblich versuchten, "das Grauen zu vergessen". Manche der jungen Opfer seien noch nicht einmal zehn Jahre alt gewesen.
Lubanga nahm den Schuldspruch regungslos auf. Er sitzt seit März 2006 in Untersuchungshaft. Das Verfahren gegen ihn war im Januar 2009 eröffnet worden. Insgesamt waren 67 Zeugen angehört worden. Das Tribunal in Den Haag besteht seit 2002 und ist das erste ständige Weltgericht zur Verfolgung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Völkermord und Kriegsverbrechen. Das Gericht stellte bislang 23 Haftbefehle aus. 14 Verfahren sind anhängig.
rb/wl (afp, dapd, dpa, epd)