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Hilfe für Ugandas Kindersoldaten

Gernot Jaeger 22. Februar 2005

Seit 18 Jahren kämpfen in Uganda die Rebellen der "Lords Resistance Army" gegen die Regierung. Die meisten Kämpfer der Rebellentrupps sind Kinder. Wer betreut sie, wenn sie keine Soldaten mehr sind - oder sein wollen?

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Waffe aus der Hand - und dann?Bild: AP

Worum es in dem Bürgerkrieg geht, ist heute unklarer denn je: Rebellenchef Joseph Kony kämpft für einen Staat auf der Grundlage einer fanatischen Auslegung des Christentums. In diesem Kampf wurden bisher über 100.000 Menschen getötet, eineinhalb Millionen sind im Norden des Landes auf der Flucht.

Allein 2004 wurden in Uganda so mindestens 3000 Jungen und Mädchen zu Kindersoldaten: Jedes Jahr entführen die Rebellen der LRA Tausende Kinder. Die Kinder sind leicht zu kontrollieren und die Rebellen schicken sie dorthin an die Front, wo es am gefährlichsten ist.

Wille vorhanden, Taten weniger

Viele der Mädchen werden von den älteren Kämpfern auch als Sexsklavinnen gehalten. Die internationale Politik hat das Treiben in Uganda lange ignoriert. Erst vor drei Jahren hat UN-Generalsekretär Kofi Annan zum ersten Mal Sanktionen gefordert. Passiert ist seitdem aber nichts, sagt Lotte Leicht, die Europa-Chefin der Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch". "Das hängt mit dem Willen unserer Regierungen zusammen: Der ist einfach nicht groß genug", meint sie.

Zwar beschäftigt sich die Europäische Union seit einigen Jahren mit der Lage in Uganda und mit dem Problem der Kindersoldaten. Mittlerweile gibt es auch Richtlinien für die Politik gegenüber Staaten, in denen Kinder an die Waffe gezwungen werden. Mehr aber auch nicht. "Wir haben nur ein Stück Papier. Und wir haben bisher keine echten politischen Maßnahmen der EU gesehen, um dieses Stück Papier und diese politische Erklärung zu implementieren", bemängelt Leicht. Implementieren, also umsetzen, müssten die EU und auch die UNO vor allem harte Sanktionen, sagt Leicht. Als Beispiele nennt sie Waffenembargos oder das Einfrieren von Auslandskonten. Diese Maßnahmen müssten dann für Rebellengruppen genauso gelten wie für Regierungen.

Programme kosten Geld

In Uganda kämpfen zum Beispiel einige hundert Kindersoldaten auch in der regulären Armee. Es sind ehemalige Rebellen, die zur Regierung übergelaufen sind. Eine andere Perspektive hätten sie oft nicht gehabt, sagt Colin Gleichmann von der deutschen Entwicklungsorganisation "Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit" (GTZ). Genau das sei eines der großen Probleme. "Die Kinder müssen integriert werden in längerfristige Projekte, die nicht speziell für Kindersoldaten sind, sondern für Kinder, die unter dem Krieg gelitten haben, die auf der Straße leben", fordert Gleichmann."Egal, ob sie Soldaten waren, oder nicht."

Konkret heißt das: Die Kinder brauchen eine Ausbildung, einen Beruf, mit dem sie ihren Lebensunterhalt verdienen können. Ansonsten bliebe ihnen nur der Weg zurück an die Front. Außerdem versucht die GTZ zusammen mit der ugandischen Regierung, möglichst viele Waffen einzusammeln. Was bisher zusammen kam, wurde vor kurzem öffentlich verbrannt. "Damit ist die Zahl der Waffen, die die LRA oder andere Rebellen zur Verfügung haben, noch nicht reduziert", sagt Gleichmann. "Aber es ist ein wichtiges Signal, dass man auch ohne Waffen Konflikte lösen kann."

Langfristige Aufgabe

Waffen einsammeln, Kampftrupps auflösen und den jungen Soldaten wieder eine Perspektive bieten, das braucht alles Zeit - Jahre, vielleicht eine ganze Generation. Das sei allen Seiten klar, sagt auch Lotte Leicht von Human Rights Watch. Nur sei niemand bereit, genug Geld für langfristige Hilfe zur Verfügung zu stellen. Auch die EU nicht. "Demobilisierung, Reintegration - diese Programme sind einfach nicht auf Dauer", weiß sie. "Die Gruppen, die das machen, müssen immer wieder Geld suchen. Das geht so nicht."