Hesse-Preis geht an Nicholson Baker
11. März 2014Er sei ein großer Beschreibungs- und Benennungskünstler, urteilt die Jury des Hesse-Preises. Gemeint ist der US-Autor Nicholson Baker. Der ist seit seinem literarischen Debüt "Die Rolltreppe" auch deutschen Lesern ein Begriff. In dem schmalen Roman von 1991 konnte man erstmals nachlesen, wie akribisch und detailliert Baker die Kunst der Beschreibung pflegt. Baker sei "ausgerüstet mit selbstentwickelten Stilmitteln wie der ihm eigenen Hyperpräzision und hochauflösenden Zeitlupe", heißt es dazu in Calw, der Geburtsstadt Hermann Hesses.
Populär auch in Deutschland
Baker hatte mit seinem zweiten Roman "Vox" dann einen noch größeren Erfolg. In "Vox" geht es um Telefonsex. Auch dieses Thema sollte Baker in seiner ganz eigenen Art akribisch ausführen. "Wie sein Vorläufer Hermann Hesse" sei der US-Autor "furchtlos und mit großem moralischen Ernst in Grenzbereiche von Geschichte und Politik, Psychologie und Pornographie vorgedrungen", so die Jury.
Der Hermann-Hesse-Preis geht in diesem Jahr gleichzeitig an seinen deutschen Übersetzer Eike Schönfeld. Schönfelds Übersetzungen zeichneten sich durch Wortmächtigkeit und Erfindungsreichtum aus, heißt es in der Jurybegründung. Das Preisgeld beträgt 20.000 Euro und wird geteilt. Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen. Bisher ging er ausschließlich an Übersetzer und Literaturzeitschriften. In diesem Jahr wurde mit Baker erstmals ein Autor ausgezeichnet. Die Preisvergabe ist am 2. Juli, Hesses Geburtstag. Überreicht wird die Auszeichnung in Calw.
Zwei Preise erinnern an deutschen Nobelpreisträger
Neben dem Calwer Hermann-Hesse-Preis, der seit 1989 verliehen wird, gibt es einen weiteren Preis, der an den Autor von "Demian" und "Steppenwolf" erinnert. Der "Hermann Hesse-Literaturpreis" wird seit 1956 von der Stadt Karlsruhe und einer dort ansässigen Stiftung vergeben. Auch diese literarische Auszeichnung wird alle zwei Jahre verliehen. 2012 ging sie an die deutsche Autorin Annette Pehnt.
jk/pl (dpa/H.H.-Literaturpreis)