Labbadia stellt Bundesliga-Rekord auf
14. April 2020Jetzt sind es also zehn verschiedene Vereine in der Bundesliga: Am Ostermontag ist Bruno Labbadia als neuer Trainer bei Hertha BSC vorgestellt worden. Der 54-Jährige ist beim Tabellen-13. der Fußball-Bundesliga nach Ante Covic, Jürgen Klinsmann und Alexander Nouri bereits der vierte Verantwortliche auf der Bank in dieser Saison. Wann es allerdings in einem Punktspiel auf dem Rasen wieder richtig ernst wird, ist völlig offen. "Das kann in drei Wochen sein, das kann in fünf Wochen sein, das kann im August sein", sagte Labbadia bei seiner Vorstellung in Berlin über den möglichen Liga-Neustart. Auf diese Situation müsse er sein Team vorbereiten. Derzeit pausiert die Liga in der Corona-Krise bis mindestens zum 30. April. "Wir hoffen alle, dass die Saison zu Ende gespielt wird", sagte Herthas Sport-Geschäftsführer Michael Preetz. "Aber eins ist aus unserer Sicht klar: Wir werden diesen Sommer nicht so erleben wie wir es gewohnt sind, wir werden keine reguläre Sommerpause haben nach unserer Einschätzung."
Die Erwartungen an den neuen Coach: Er soll seine "offensive Spielidee Stück für Stück" durchsetzen, formulierte Preetz. Da das Team nicht nur viele Trainerwechsel sowie die Kontroverse und den Rosenkrieg zwischen Klub und Ex-Trainer Klinsmann erlebt hat, sondern zwischenzeitlich wegen positiver Corona-Fälle zeitweise in häusliche Quarantäne musste, stellt sich Labbadia auf viel Arbeit im mentalen Bereich ein. "Man hat das volle Paket mitgenommen, mehr geht gar nicht", sagte er mit Blick auf die vergangenen Wochen. "Ich bin mir der Situation bewusst, dass es nicht so ist, dass wir hierherkommen, kurz mit dem Finger schnipsen und es funktioniert."
Europa statt Abstiegskampf?
Eigentlich wollte Labbadia, der im Juni 2019 beim VfL Wolfsburg keinen neuen Vertrag mehr unterzeichnete, bis zur Sommerpause warten, ehe er eine neue Aufgabe übernimmt - und auch Nouri sollte bis zum Saisonende weitermachen dürfen. Doch wegen der Coronavirus-bedingten Unterbrechung und aufgrund fehlenden Vertrauens in den glücklosen Nouri, handelten die Hertha-Verantwortlichen nun doch früher.
Für Labbadia, der als Spieler mit dem 1. FC Kaiserslautern (1991) und dem FC Bayern München (1994) zweimal Deutscher Meister wurde und einmal den DFB-Pokal gewann (1990 mit Kaiserslautern) ist die Hertha bereits der zehnte Verein in der Bundesliga - ein Rekord. Mit den Berlinern, die Dank Investor Lars Windhorst einige namhafte Neuzugänge verpflichten konnten, soll Labbadia das schaffen, was ihm zuletzt auch in Wolfsburg gelang: Aus einem potentiellen Abstiegskandidaten wieder einen Europa-League-Anwärter formen.
Labbadia verzichtet auf Gehalt
Er habe mehrere Anfragen für eine neue Anstellung gehabt, berichtete der Coach. In der vorigen Saison hatte Labbadia den VfL Wolfsburg in die Europa League geführt und war seitdem ohne Job. "Es war auch ein Thema, mal ins Ausland zu gehen. Hertha war im Sommer mein Wunschverein, und jetzt auch, weil ich bei der Mannschaft ein Potenzial sehe. Mir haben auch die Gespräche unwahrscheinlich gefallen."
In diesen Verhandlungen offerierte Labbadia auch, auf "weite Teile" seines Gehalts zu verzichten, bis wieder regulär Fußball gespielt werden könne, berichtete Preetz. "Das finde ich eine tolle und bemerkenswerte Geste und möchte mich da auch gleich zu Beginn schon mal für bedanken. Das zeigt, dass er sehr reflektiert auch in dieser Situation auf die Gesamtumstände, die wir in unserem Land und im Fußball haben, abhebt und sie im Blick hat."
Starke Bilanz
Labbadia, das neunte Kind einer italienischen Gastarbeiter-Familie, ist eine Art Dauerläufer der Bundesliga und seit 1987 im Grunde ohne Unterbrechung in der Liga. Damals war der Hamburger SV Labbadias erster Klub als Profi. Der Stürmer spielte anschließend außerdem für Kaiserslautern, Bayern München, Köln, Bremen und Arminia Bielefeld in der 1. Liga. In seinen insgesamt 328 Bundesliga-Spielen erzielte er 103 Tore. Außerdem gelangen ihm in 229 Zweitliga-Partien 101 Treffer. Labbadia ist damit der einzige Spieler, der in den beiden obersten deutschen Spielklassen jeweils mehr als 100 Tore erzielt hat.
Als Trainer war er in der Bundesliga bislang für Bayer Leverkusen, zweimal für den HSV, den VfB Stuttgart und den VfL Wolfsburg tätig. Zweimal erreichte er mit seinen Teams das DFB-Pokalfinale (2009 mit Leverkusen, 2013 mit Stuttgart), aber beide Male aber gingen seine Mannschaften als Verlierer vom Platz.