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Hertha trennt sich von Labbadia und Preetz

24. Januar 2021

Die Kritik an Hertha-Geschäftsführer Michael Preetz wurde zuletzt immer lauter. Auch Trainer Bruno Labbadia muss sich nach der Pleite gegen Werder Bremen einen neuen Job suchen. Einer seiner Vorgänger übernimmt.

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Bundesliga - Hertha BSC - Werder Bremen | Preetz und Labbadia
Bild: Odd Andersen/dpa/picture alliance

Als der Ball zum letzten Treffer für Werder Bremen im Hertha-Tor einschlug, wollte Michael Preetz gar nicht mehr hinsehen. Resignierend ließ sich der Geschäftsführer der Berliner auf der Trainerbank nach vorne sacken, faltete die Hände und starrte zwischen seine Füße auf die blaue Laufbahn des Berliner Olympiastadions. Schon wieder nicht gewonnen! 1:4 hieß es aus Sicht von Hertha BSC nach einer zerfahrenen und insgesamt wenig attraktiven Partie am Samstagabend gegen konsequente Bremer. Es war am 18. Bundesliga-Spieltag bereits die neunte Pleite für Hertha BSC. Mit nur 17 Punkten stehen die Berliner - die mit ganz anderen Erwartungen in die Saison gestartet waren - auf einem enttäuschenden 14. Rang. Böse gesprochen profitiert die Hertha lediglich davon, dass es ein paar Mannschaften gibt, die sich noch schlechter anstellen als sie selbst.

Am nächsten Morgen war aber klar, dass es so bei der Hertha nicht mehr weitergeht. Der Klub trennt sich von Trainer Bruno Labbadia und auch von Langzeit-Manager Michael Preetz. Gerade letzterem widmete der Vereinspräsident freundliche Worte zum Abschied: "Hertha BSC hat Michael Preetz viel zu verdanken. Er ist seit fast 25 Jahren eng mit unserem Verein verbunden, zunächst als Spieler und nunmehr seit fast zwölf Jahren auf der Position des Verantwortlichen im sportlichen Bereich", sagte Werner Gegenbauer. Dennoch sei man mit Blick auf die Entwicklung in der vergangenen wie der aktuellen Spielzeit "zu dem Entschluss gekommen, diese Position für die Zukunft neu zu besetzen". 

"Normalerweise bekommt man nicht so viele Torchancen gegen Werder. Wir haben sie aber gehabt", hatte Coach Labbadia nach dem Spiel bei Sky noch analysiert. Und nach weiteren Pluspunkten gesucht: "Normaler krachst du nach einem frühen 0:2-Rückstand zusammen. Das haben wir nicht gemacht." Allerdings räumte er auch ein: "Es ist eine brutale Enttäuschung. Entscheidend ist einfach: Wir kriegen zu einfache Tore und machen selber die Tore nicht."

Cunha zweimal schwach

Symptomatisch für den Misserfolg der Hertha waren gegen Bremen zwei Szenen, an denen Matheus Cunha beteiligt war: Zunächst schnappte sich der brasilianische Angreifer den Ball zum Elfmeter und trat als Gefoulter selbst an. Allerdings vergab er kläglich und fast schon arrogant: Aufreizend langsam lief er an, stoppte sogar noch einmal ab und schoss dann wenig feste und recht unplatziert halbrechts und halbhoch - ein dankbarer Ball für dem Torwart. Es wäre das 1:1 gewesen. Stattdessen fiel zehn Minuten später das 2:0 für Bremen.

Bundesliga - Hertha BSC - Werder Bremen
Matheus Cunha hat gegen Bremen viele Chancen erarbeitet - zweimal jedoch hätte er es besser machen müssenBild: Soeren Stache/dpa/picture alliance

Die zweite Cunha-Szene ereignete sich in der 67. Minute bei einem Berliner Konter. Cunha stürmte auf der linken Seite mit dem Ball nach vorne, doch statt auf den völlig freien Krzysztof Piatek in der Mitte abzulegen, versuchte er es selbst und drehte den Ball mehrere Meter am Tor vorbei. Es wäre das 2:3 gewesen. Stattdessen fiel zehn Minuten später das 4:1 für Bremen.

Katastrophale Transferbilanz

Man kann den Herthanern nicht absprechen, dass sie sich bemüht haben. Aber reicht es wirklich, wenn das am Ende eines Spiels gegen Werder Bremen, das einzig Positive ist? Insgesamt mehr als 100 Millionen Euro haben die Verantwortlichen der Hertha für Cunha (18 Millionen), Piatek (23 Millionen), Lucas Tousart (25 Millionen), Dodi Lukebakio (20 Millionen), Santiago Ascacibar (10 Millionen), Eduard Löwen (7 Millionen) und Deyovaisio Zeefuik (4 Millionen) in den vergangenen 18 Monaten ausgegeben. Keiner von ihnen hat so eingeschlagen, wie erhofft. 

Einzig Stürmer Jhon Cordoba (15 Millionen) und Torwart Alexander Schwolow (7 Millionen) zeigen Leistungen, die einen Bundesligisten dauerhaft weiterbringen könnten. Unter dem Strich aber muss man die Transferbilanz als katastrophal bezeichnen. Das Geld hat Hertha-Investor Lars Windhorst großzügig zur Verfügung gestellt, allerdings war seine Zielvorstellung eine Teilnahme am Europapokal - und nicht das Überleben im Abstiegskampf.

Kredit bei den Fans aufgebraucht

Doch genau da befindet sich die Hertha nach dem missglückten Rückrundenauftakt. Punktgleich mit Arminia Bielefeld, am Sonntag könnte der 1. FC Köln mit einem Sieg in Hoffenheim sogar noch vorbeiziehen. Den Anhängern der Hertha reicht es. Etwa 250 von ihnen hatten ihrer Unzufriedenheit über die sportliche Leitung schon vor der Partie bei einer Demonstration direkt vor dem Olympiastadion Luft gemacht. Ziel ihres Protests waren konkret Manager Preetz und Präsident Werner Gegenbauer. 

Fußball | Pal Dardai
Der "ewige Herthaner" Pal Dardai: Wird er Nachfolger von Bruno Labbadia?Bild: picture-alliance/dpa/A. Hilse

Die Aufgabe von Preetz soll zunächst der bisherige Sportdirektor Arne Friedrich übernehmen. "Nachdem ich heute morgen mit Michael und danach mit Bruno lange Einzelgespräche hatte, bin ich mit Arne Friedrich vor die Mannschaft getreten, die vom Auslaufen in der Kabine versammelt war", sagte Geschäftsführer Carsten Schmidt der ARD. "Ich habe die Situation erläutert und einen Appell an die Mannschaft gerichtet, dass wir im Abstiegskampf eine Mannschaft brauchen, die sich auch als solche versteht." Schmidt betonte, dass er eng mit Friedrich zusammenarbeiten werde. "Die Zeit, die vor uns liegt, wird sehr ambitioniert und sehr intensiv."

Als möglicher Nachfolger für die sportliche Leitung wird Ralf Rangnick gehandelt, sicherlich jemand, der die Ansprüche der Hertha, ein "Big City Club" zu sein, mittragen würde.

Dardai übernimmt wieder

Auf der Trainerbank wird einer von Labbadias Vorgängern Platz nehmen: Pal Dardai war bis April 2019 viereinhalb Jahre lang Hertha-Cheftrainer. Der Ungar, der vierzehn Jahre lang für Hertha spielte und von Februar 2015 bis Juni 2019 Cheftrainer war, gibt seine derzeitige Tätigkeit als U16-Jugendtrainer bei den Berlinern auf und betreut wieder die erste Mannschaft - laut Angaben der Hertha bis Mitte 2022. Anlaufschwierigkeiten dürfte der 44-Jährige keine haben. Wohl kaum einer kennt die Hertha besser als Dardai.