FC Bayern baut Vorsprung aus
24. Januar 2021"Wir haben an diesem Spieltag die Vorlage genutzt, die die Konkurrenz uns gegeben hat", fasste Bayern-Trainer Hansi Flick das 4:0 seiner Mannschaft beim FC Schalke 04 zusammen, durch das die Münchner ihren Vorsprung an der Tabellenspitze auf sieben Punkte ausgebaut haben. Am Samstag hatten sowohl RB Leipzig als auch Bayer 04 Leverkusen, die ersten Verfolger der Bayern, ihre Spiele verloren. Der Rekordmeister gab sich dagegen keine Blöße und erledigte die Pflichtaufgabe FC Schalke 04 sachlich und unaufgeregt. Schalke war allerdings alles andere als chancenlos. Immer wieder kamen die Königsblauen zu guten Möglichkeiten, schafften es jedoch nicht, Manuel Neuer zu überwinden. Vor allem Stürmer Mark Uth vergab mehrfach aus aussichtsreicher Position.
Auf der anderen Seite zeigte Schalkes Torhüter Ralf Fährmann gleich mehrere Glanzparaden und hielt das Spiel lange offen. "Wir haben einige Sachen sehr gut gemacht, aber einige natürlich sehr schlecht", analysierte Schalkes Trainer Christian Gross nach der Partie. "Bei den Gegentoren haben wir es dem Gegner zu einfach gemacht, das gilt es ganz, ganz schnell abzustellen. Das Spiel hat einen Fortschritt gezeigt, wir waren ganz gut, aber nicht gut genug."
Kurz nach der Pause steuerte auch Robert Lewandowski seinen fast schon obligatorischen Treffer bei. Das 2:0 war bereits das 23. Saisontor der Polen im 18. Spiel - so gut war zuvor noch nie ein Bundesligaspieler. Und auch Bayern-Torhüter Neuer hatte einen Grund zum Feiern: Er blieb zum 197. Mal bei einem Bundesligaspiel ohne Gegentor und ist nun vor Oliver Kahn alleiniger Rekordhalter.
Bayer Leverkusen und RB Leipzig patzen
"Wenn über die Flügel nichts kommt und durch die Mitte auch nicht, dann kommt ja gar nichts - und dann wird es schwierig", mit dieser treffenden Analyse beschrieb Bayer Leverkusens Trainer Peter Bosz die Versuche seiner Mannschaft, nach dem 0:1-Rückstand gegen den VfL Wolfsburg selbst zu Chancen zu kommen. Doch die Wolfsburger stellten sich nach ihrer etwas überraschenden Führung hinten rein und machten die Räume eng. Damit kam die Werkself, die in der ersten halben Stunde des Spiels die klar bessere Mannschaft war und zahlreiche Chancen ausließ, nicht zurecht. Das 0:1 gegen Wolfsburg war Leverkusens vierte Niederlage innerhalb der vergangenen sechs Spiele. Zwar liegt Bayer 04 in der Tabelle immer noch auf Rang drei, allerdings zogen die Wolfsburger nach Punkten gleich und sprangen auf Platz vier.
Neben Leipzig patzte mit RB Leipzig auch der andere Bayern-Verfolger und das ausgerechnet beim Vorletzten FSV Mainz 05, der sich mit 3:2 durchsetzen konnte. "Wenn wir die Standardsituationen besser verteidigen, steht es eher 0:2 zur Pause", monierte RB-Trainer Julian Nagelsmann. "Zwei von den drei Toren darfst du einfach nicht kriegen. Wir können nicht immer drei oder vier Tore schießen." Die Leipziger, deren Abwehrspieler Willi Orban anschließend behauptete, die Meisterschaft sei ohnehin nicht in den Köpfen der Spieler, müssen nach der Niederlage nun eher nach unten auf die Verfolger im Kampf um die Champions-League-Plätze schauen als nach oben. Für Mainz war der Sieg dagegen ein echter Befreiungsschlag im Abstiegskampf, auch wenn der Rückstand auf den Relegationsplatz mit fünf Punkten nach wie vor groß ist.
Dort, auf Rang 16, liegt nach wie vor der 1. FC Köln, der wenige Tage nach dem wichtigen Sieg gegen Schalke enttäuschte. In Hoffenheim zeigte das Team von Trainer Markus Gisdol ein schwaches Spiel und verlor klar und verdient mit 0:3. Die Kölner waren zwar bemüht, blieben insgesamt aber viel zu harmlos. Während Hoffenheim zwei Elfmeter verwandelte, scheiterte FC-Stürmer Anthony Modeste vom Elfmeterpunkt an TSG-Torhüter Oliver Baumann. "Wir verteidigen einfach zu dumm. Hoffenheim schießt drei Tore und weiß selber nicht wie", meinte Kölns Marius Wolf bei Sky.
Dortmund scheitert erneut an den Standardsituationen
Frust herrschte auch bei Borussia Dortmund. Der BVB verlor zum Auftakt des Spieltags mit 2:4 gegen Borussia Mönchengladbach. "Wir wiederholen uns in den letzten Wochen sehr häufig, was unsere Gegentreffer betrifft", beklagte Dortmunds Kapitän Marco Reus. "Wenn wir die individuellen Fehler nicht abstellen, dann wird es schwierig, ein Spiel zu gewinnen." Wie schon öfter in den vergangenen Wochen sahen die Dortmunder Verteidiger bei Standardsituationen nicht gut aus. Zwei der vier Gegentreffer fielen nach Standards, einer nach einer Ecke, ein weiterer nach einem Freistoß für Gladbach, da half auch ein Doppelpack von Torjäger Erling Haaland vor der Pause nicht.
"Wir machen vor der Halbzeit glücklich den Ausgleichstreffer und waren nach der Halbzeit direkt da und gehen auch wieder in Führung. Wir haben dann mit Mann und Maus verteidigt und insgesamt gesehen nicht ganz unverdient gewonnen", analysierte Gladbachs Trainer Marco Rose den Sieg, der sein Team auf Platz fünf der Tabelle brachte. Der BVB, der nur drei der letzten zehn Bundesligaspiele gewinnen konnte, purzelte dagegen aus den Europapokal-Rängen heraus und ist nur noch Siebter.
Hertha entlässt Labbadia und Preetz
Bei Hertha BSC würde man sich über diesen siebten Rang freuen, doch die Realität sieht deutlich düsterer aus - und das blieb nicht ohne Folgen: Nach der 1:4-Heimpleite gegen Werder Bremen zogen die Berliner die Reißleine und trennten sich von Trainer Bruno Labbadia und Manager Michael Preetz. Man befinde sich in einer "sehr ernsten Situation" und wolle "einen neuen Impuls setzen", begründete Carsten Schmidt, der neue Vorsitzende der Geschäftsführung, den Schritt: "Wir wollen einen Neuanfang." Schmidt nahm am 55. Tag seiner Amtszeit die Spieler in die Pflicht: "Ich habe an die Mannschaft einen Appell gerichtet und deutlich gemacht, in welcher Phase wir sind: im Abstiegskampf."
Die Aufgaben von Michael Preetz, der zunächst als Spieler, dann als Assistent des früheren Managers Dieter Hoeneß und schließlich als Manager fast 25 Jahre im Verein war, übernimmt bis Saisonende Sportdirektor Arne Friedrich. Als Interimstrainer könnte Pal Dardai zurückkehren, der Ungar hatte Herthas Profiteam schon von 2015 bis 2019 betreut. Als Dauerlösung wird Ralf Rangnick gehandelt. Er könnte wie früher bereits bei RB Leipzig als Trainer und Manager in Personalunion agieren.
Freiburg , Augsburg und Frankfurt gewinnen
"Wenn heute ein Punkt nicht verdient gewesen wäre, dann weiß ich nicht, wann er das wäre", sagte Stuttgarts Trainer Pellegrino Matarazzo, nachdem er mitansehen musste, wie sich seine Spieler beim Auswärtsspiel beim SC Freiburg trotz bester Chancen nicht belohnten. "In der zweiten Halbzeit waren wir sehr dominant. Insgesamt waren es 27:9 Torschüsse, dazu ein verschossener Elfmeter, zwei Pfostenschüsse." Doch der Sieger hieß am Ende Freiburg. Der Sportclub gewann mit 2:1, verkraftete dabei einen frühen Rückstand und drehte das Spiel. Pech für den VfB: Bei beiden Freiburger Toren fälschte Stuttgarts Verteidiger Marc Oliver Kempf den Ball unhaltbar ab.
Ebenfalls mit 2:1 setzte sich der FC Augsburg gegen Union Berlin durch, auch weil Torwart Rafal Gikiewicz, der bis vergangenen Sommer noch bei den Berlinern im Tor stand, einen Elfmeter parierte. "Für mich war vorher das Ziel - das habe ich mir auf einen Zettel am Kühlschrank geschrieben - sechs Punkte gegen meinen alten Verein zu holen", sagte der Pole. "Das habe ich geschafft, ein schöner Tag für mich."
Einen schönen Tag erlebte auch die Frankfurter Eintracht, die bei Aufsteiger Bielefeld klar mit 5:1 gewann. Filip Kostic und André Silva sorgten dabei fast im Alleingang für die Frankfurter Treffer. Silva erzielte zwei Tore, Kostic steuerte einen Treffer und zwei Vorlagen bei.
Der 18. Bundesliga-Spieltag in Zahlen
FC Schalke 04 - FC Bayern München 0:4 (0:1)
Tore: 0:1 Müller (33.), 0:2 Lewandowski (54.), 0:3 Müller (88.), 0:4 Alaba (90.)
Borussia Mönchengladbach - Borussia Dortmund 4:2 (2:2)
Tore: 1:0 Elvedi (11.), 1:1 Haaland (22.), 1:2 Haaland (28.), 2:2 Elvedi (32.), 3:2 Bensebaini (49.), 4:2 Thuram (78.)
Bayer 04 Leverkusen - VfL Wolfsburg 0:1 (0:1)
Tore: 0:1 R. Baku (35.)
FSV Mainz 05 - RB Leipzig 3:2 (2:2)
Tore: 0:1 Adams (15.), 1:1 Niakhaté (24.), 1:2 Halstenberg (30.), 2:2 Niakhaté (35.), 3:2 Barreiro (50.)
Hertha BSC - Werder Bremen 1:4 (1:2)
Tore: 0:1 Selke (10./Foulelfmeter), 0:2 Toprak (29.), 1:2 Cordoba (45.+2), 1:3 Bittencourt (56.), Sargent (78.)
SC Freiburg - VfB Stuttgart 2:1 (2:1)
Tore: 0:1 Wamangituka (7.), 1:1 Demirovic (14.), 2:1 Jeong (37.)
FC Augsburg - 1. FC Union Berlin 2:1 (1:1)
Tore: 1:0 Niederlechner (17.), 1:1 Ingvartsen (25.), 2:1 Niederlechner (47.)
Arminia Bielefeld - Eintracht Frankfurt 1:5 (1:3)
Tore: 0:1 A. Silva (25.), 0:2 Kostic (27.), 0:3 A. Silva (33.), 1:3 Cordova (36.), 1:4 Nilsson (51./Eigentor), 1:5 Jovic (75.)
TSG Hoffenheim - 1. FC Köln 3:0 (2:0)
Tore: 1:0 Kramaric (7./Handelfmeter), 2:0 Baumgartner (28.), 3:0 Kramaric (75./Foulelfmeter)