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"Nicht auf Infektionszahlen beschränken"

13. September 2020

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie regt der Bonner Virologe Hendrik Streeck eine Debatte über Umfang und Dauer der staatlichen Beschränkungen an. Man könne "das Leben ja nicht pausieren lassen".

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Deutschland Coronavirus Hendrik Streeck
Streeck: "Wir können nur ausprobieren - und wir müssen auch Fehler machen dürfen"Bild: picture-alliance/dpa/F. Gambarini

"Ich plädiere für einen Strategiewechsel", sagte Hendrik Streeck, der Direktor des Institutes für Virologie und HIV-Forschung an der Universität Bonn, der Zeitung Welt am Sonntag. "Wir dürfen uns bei der Bewertung der Situation nicht allein auf die reinen Infektionszahlen beschränken", mahnte der 43-jährige Wissenschaftler. Zwar steige die Zahl der positiv getesteten Menschen in Deutschland und Europa signifikant an. "Gleichzeitig sehen wir aber kaum einen Anstieg der Todeszahlen."

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden in Deutschland bisher 9349 Menschen (Stand: 13.09.2020) registriert, die an oder mit einer SARS-CoV-2-Infektion starben. Die Zahl der Corona-Toten stieg zuletzt täglich aber lediglich im einstelligen Bereich.

Corona-Test
In Deutschland werden derzeit rund eine Million Corona-Tests pro Woche durchgeführt - 0,74 % fielen zuletzt positiv ausBild: picture-alliance/dpa/R. Utrecht

Grundsätzlich sollten Infektionen laut Streeck zwar verhindert werden, aber: "Gesellschaftlich betrachtet sind Infektionen mit keinen Symptomen nicht zwangsweise schlimm. Je mehr Menschen sich infizieren und keine Symptome entwickeln, umso mehr sind - zumindest für eine kurzen Zeitraum - immun. Sie können zum pandemischen Geschehen nicht mehr beitragen", erläuterte Streeck.

Es sei zudem wichtig darauf hinzuweisen, dass niemand - kein Politiker, kein Virologie, kein Epidemiologe - den einen, richtigen Weg im Umgang mit der Pandemie kenne. Dennoch könne man "das Leben ja nicht pausieren lassen", betonte Streeck. Er ist auch Mitglied im "Expertenrat Corona" des bevölkerungsreichsten deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen.

wa/gri (afp, dpa)