Helfer warnen vor Rohingya-Rückführung
21. August 2019Aus Sicht vieler Menschenrechtler ist die Rückführung vieler Rohingya in ihre Heimat in Myanmar aktuell nicht vertretbar. "Myanmar hat bislang nichts gegen die systematische Verfolgung der Rohingya unternommen", sagte Meenakshi Ganguly, Südasien-Direktorin von Human Rights Watch. Die Flüchtlinge hätten allen Grund, bei einer Rückkehr um ihre Sicherheit zu fürchten. Deshalb forderte sie, das Vorhaben unverzüglich zu stoppen.
Auch ein Zusammenschluss von mehr als 60 Hilfsorganisationen - darunter Care, Save the Children, Oxfam, Welthungerhilfe und World Vision - warnte vor einer voreiligen Repatriierung. Sie forderten die beteiligten Länder Bangladesch und Myanmar mit Nachdruck auf, jeden Rückkehrprozess sicher, freiwillig und würdevoll zu gestalten. Die Flüchtlinge müssten ein Mitspracherecht haben. Die Organisationen zeigten sich besorgt über die Sicherheitslage der betroffenen Familien im Bundesstaat Rakhine im Westen Myanmars.
Niemand will zurück
Myanmar hatte die Rückführung von rund 3500 Menschen für diesen Donnerstag angesetzt. Insgesamt stehen 22.000 Geflüchtete auf der Liste. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und bangladeschische Behörden führen Gespräche mit Rohingya über die Bereitschaft zur freiwilligen Rückkehr. "Niemand wird gegen seinen Willen zurückgeschickt", sagte der Chef der bangladeschischen Flüchtlings- und Rückführungskommission, Abul Kalam.
Die Zeitung "Dhaka Tribune" berichteten, zu den Befragungen seien nur 100 Menschen erschienen. Die Nachrichtenagentur AP berichtet von rund 200 befragten Familien, die allesamt eine Rückführung abgelehnt hätten. Schon im November 2018 schlug ein Versuch der freiwilligen Repatriierung fehl, weil kein Flüchtling bereit gewesen war, die Grenze nach Myanmar zu überqueren.
"Genozid-Absichten"
Die Rohingya sind eine muslimische Minderheit im mehrheitlich buddhistischen Myanmar. Nach einem Anschlag einer Rebellengruppe übte die Regierung im August 2017 brutale Vergeltung an den Rohingya. Die UN sagte der Armee im Nachhinein "Genozid-Absichten" nach. Mehr als 730.000 Menschen flohen vor der Gewalt im Bundesstaat Rakhine, die meisten in das Nachbarland Bangladesch. Auch auf der Flucht berichteten Augenzeugen von Morden, Gruppenvergewaltigungen und Folter.
ehl/qu (epd, dpa, ap, rtr)