Heimsieg am Tourmalet
20. Juli 2019Es gab drei Sieger auf dieser 14. Etappe der Tour de France: zweimal aus Frankreich, einmal aus Deutschland. Als Erster erklomm der Franzose Thibaut Pinot den legendären Col du Tourmalet. 200 Meter vor der Ziellinie hatte sich der Profi aus dem Team Groupama-FDJ aus der Spitzengruppe abgesetzt und war die steile Rampe auf den Pyrenäengipfel hinaufgesprintet.
Ihm folgte mit nur sechs Sekunden Rückstand der Träger des Gelben Trikots und Landsmann Julian Alaphilippe, der auch dank der Zeitgutschrift seinen Vorsprung in der Gesamtwertung ausbaute. Alaphilippe verteidigte damit zum zehnten Mal seine Führung und untermauerte seinen Anspruch, doch zumindest zu den Favoriten bei dieser Tour 2019 zu gehören. Vor dem Start der Frankreichrundfahrt hatten ihm das nur die Wenigsten zugetraut.
Buchmann: "Nicht so schnell gefahren"
Ebenfalls weit über den allgemeinen Erwartungen lag Emanuel Buchmann. Beim 19 Kilometer langen Ausscheidungsfahren der Anwärter auf den Gesamtsieg hinauf auf den Tourmalet gab sich der Mann vom Team "Bora-hansgrohe" keine Blöße und attackierte sogar auf dem letzten Kilometer aus der nur noch zehn Fahrer umfassenden Topgruppe.
"Wir sind nicht so schnell gefahren, dann habe ich attackiert, aber die anderen waren hinten dran und dann habe ich sofort abgebrochen", sagte Buchmann nur Sekunden nach der Ankunft im ARD-Fernsehen. Am Ende landete er nach dem 117,5 Kilometer langen Teilstück auf einem starken vierten Platz. Gerade mal acht Sekunden betrug sein Rückstand auf den Tagessieg.
Der etwas wortkarge Buchmann fasste die Etappe so zusammen: "Ich habe mich heute echt super gefühlt, hatte den ganzen Tag gute Beine und bin optimistisch für die nächsten Tage." Das darf er auch sein. Denn in der Gesamtwertung verbesserte sich Buchmann auf Rang fünf, es gelang ihm sogar, in der Schlussphase Titelverteidiger Geraint Thomas um fast eine halbe Minute abzuhängen.
"Ich habe gehört, dass Thomas Probleme hatte. Das ist schön zu hören", kommentierte Buchmann die kurzzeitige Schwäche des Topfavoriten. Der Brite liegt zwar weiter auf Platz zwei, die Lücke zu Alaphilippe beträgt aber schon 2:02 Minuten. Buchmann liegt 3:12 Minuten zurück - zeitgleich mit Tagessieger Pinot. Und all das ohne seinen wichtigsten Helfer. Maximilian Schachmann war tags zuvor schwer gestürzt und musste das Rennen mit mehreren Mittelhandbrüchen aufgeben.
Favoritensterben auf dem Schlussanstieg
Einige Mitfavoriten mussten indes ihre Hoffnungen schon auf der ersten von insgesamt vier Hochgebirgsetappen begraben. Der Ire Daniel Martin fiel ebenso zurück wie Nairo Quintana aus Kolumbien, der Brite Adam Yates und der Franzose Romain Bardet.
Bereits am Sonntag auf der zweiten Pyrenäenetappe könnte sich Buchmann noch weiter verbessern. Entscheidend dürften dann aber die Alpen werden, wo der Tour-Tross am Freitag und Samstag zu Besuch sein wird. Hat sich Emanuel Buchmann seine Kräfte gut eingeteilt, und diesen Anschein machte er am Tourmalet, dann ist für ihn am kommenden Sonntag beim Finale in Paris sogar ein Platz auf dem Podium drin.