Hariri: 250 Millionen Flüchtlinge für die EU?
4. April 2017Bundeskanzlerin Angela Merkel hat dem Libanon für die Aufnahme hunderttausender Flüchtlinge aus dem benachbarten Syrien gedankt. Damit habe die Regierung in Beirut eine "große humanitäre Bereitschaft" gezeigt, die aber auch "eine große Belastung" für das Land sei, sagte Merkel im Gespräch mit dem libanesischen Ministerpräsidenten Saad Rafik Hariri in Berlin. Sie wolle dem Libanon daher ihre Anerkennung aussprechen.
"Große Bürde für den Libanon"
Hariri wies darauf hin, dass sein Land mit dieser Aktion "etwas für die gesamte internationale Gemeinschaft getan" habe. Allerdings bedeuteten die bis zu 1,5 Millionen Flüchtlinge auch eine "große Bürde" für die Wirtschaft und das soziale Gefüge in seinem Land mit vier Millionen Libanesen. "Das ist ein bisschen so, als ob man von der Europäischen Union erwarten würde, ab morgen 250 Millionen Flüchtlinge aufzunehmen." In der Vergangenheit hatte der Ministerpräsident die Weltgemeinschaft wiederholt aufgefordert, den Libanon bei der Versorgung der Flüchtlinge zu unterstützen.
In Beirut machte die Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks, Lisa Abou Khaled, deutlich, dass in diesem Jahr erst sechs Prozent der dringend benötigten 4,6 Milliarden Dollar (4,3 Milliarden Euro) zur Versorgung syrischer Flüchtlinge in den Nachbarstaaten von Geberländern ausgezahlt worden seien. Im Libanon lebten bereits jetzt sieben von zehn Flüchtlingen unterhalb der Armutsgrenze.
Deutschland zweitgrößter Geldgeber
Die Kanzlerin sagte ihrem Gast weitere Hilfe zu, die bei der internationalen Syrien-Konferenz an diesem Dienstag und Mittwoch in Brüssel auf den Weg gebracht werden solle. Mit rund 386 Millionen Euro sei Deutschland 2016 der zweitgrößte Geldgeber für den Libanon gewesen.
Merkel äußerte sich zudem "sehr erleichtert", dass mit Hariris Amtsantritt im Dezember eine lange Phase des politischen Stillstands im Libanon überwunden worden sei. Hariris Regierung der nationalen Einheit bilde nun die "sehr vielfältigen Interessen" der Bevölkerungs- und Religionsgemeinschaften ab. Dem Kabinett des Sunniten Hariri gehören fast alle wichtigen Parteien des Landes an, darunter auch die schiitische Hisbollah-Miliz.
se/uh (afp, dpa)