Es geht um viel Holz
25. April 2017Kanada ist der zweitwichtigste Handelspartner der USA. Präsident Donald Trump ficht das nicht an, er setzt bei den Handelsstreitigkeiten mit dem Nachbarn weiter auf Konfrontation. Der kanadische Premierminister Justin Trudeau lässt sich nicht einschüchtern. Er drohte mit einer harten Reaktion auf Strafzölle für kanadisches Holz, die das US-Finanzministerium am Montag verhängt hatte.
Trudeau sagte in einem Fernsehinterview: "Ich bin höflich, aber ich bin auch sehr entschlossen, wenn es um die Verteidigung der kanadischen Interessen geht." Der Vorwurf, die Holzexporte würden in unerlaubter Form subventioniert ,sei "gegenstandslos und unbegründet". Kanada werde die Interessen seiner Nadelholzindustrie auch auf juristischem Weg verteidigen, kündigte Außenministerin Chrystia Freeland an.
Trump: Kanada geht "sehr grob" mit uns um
Der US-Präsident reagierte in Wortwahl und Art und Weise so, wie die Öffentlichkeit es inzwischen von ihm gewohnt ist: Kanada sei in den Handelsangelegenheiten "sehr grob" mit den USA umgegangen, kritisierte Trump. Das sei der Grund für den "sehr hohen" Zoll auf die Hölzer. Auf die Frage, ob er sich vor einem "Handelskrieg" mit Kanada fürchte, antwortete Trump vor Journalisten mit einem klaren Nein.
Die USA hatten den jahrzehntealten Streit um die kanadischen Importe von Nadelbaumhölzern mit der Ankündigung von einem Strafzoll von 20 Prozent auf Weichholz-Importe neu angefacht. US-Handelsminister Wilbur Ross warf dem nördlichen Nachbarn vor, Handelsvereinbarungen verletzt zu haben. Dabei geht es um den Vorwurf unzulässiger Subventionen der Regierung in Ottawa für die kanadische Holzwirtschaft. Nach Angaben des Handelsministeriums in Washington fuhren die USA im vergangenen Jahr Weichholz aus Kanada im Wert von 5,6 Milliarden Dollar ein.
Auch auf Trumps Negativ-Liste: kanadische Milch
Streit gibt es auch um den Handel von Milchprodukten. Trump warf Kanada auf Twitter vor, das Geschäft der Milchbauern in den USA sehr schwierig gemacht zu haben. "Das werden wir nicht auf uns sitzen lassen." Die US-Milchindustrie hatte Kanada beschuldigt, dass im Zuge einer neuen Preispolitik immer mehr billige Milch in die USA komme. Außerdem blockiere Kanada auf der anderen Seite die Einfuhr US-amerikanischer Milch. Dies führe zu erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten für die Milchbauern in den Vereinigten Staaten. Die Replik aus Kanada kam umgehend und klingt genauso wie im Holz-Streit: Die Vorwürfe entbehrten jeder Grundlage.
Feindbild Nafta
Hintergrund der Handelsstreitigkeiten ist auch das nordamerikanische Handelsabkommen Nafta, in dem die USA, Kanada und Mexiko seit 1994 zusammengeschlossen sind. Der US-Präsident sieht sein Land durch das Abkommen eklatant benachteiligt, weshalb es auf sein Drängen hin neu verhandelt werden soll. Nafta sei ein "Desaster", hatte Trump erst vor kurzem erneut kritisiert. Es gehe zulasten amerikanischer Jobs. Im vergangenen Jahr lag das US-Defizit im Handel mit Kanada bei mehr als elf Milliarden Dollar.
Kanada und Mexiko sind nicht die einzigen Handelspartner, die die USA im Visier haben. Angesichts ihres riesigen Handelsdefizits werfen die Amerikaner auch wichtigen Wirtschaftspartnern wie China und Deutschland unfaire Handelspraktiken vor. Erst am vergangenen Wochenende hatte US-Finanzminister Steven Mnuchin bei der IWF-Frühjahrstagung in Washington die Kritik der US-Regierung am offenen Welthandel bekräftigt.
qu/wa (dpa, afp)