Goethe-Medaillen: Preisträger 2016 stehen fest
15. Juni 2016"Migration der Kulturen – Kultur der Migration" - mit diesem Thema greift das Goethe-Institut bei der diesjährigen Verleihung der Goethe-Medaille eine der großen aktuellen Debatten des Weltgeschehens auf. Am 28. August werden in Weimar drei Kulturschaffende aus unterschiedlichsten Bereichen mit der Medaille ausgezeichnet: der englisch-afrikanische Fotograf Akinbode Akinbiyi, der ukrainische Schriftsteller Juri Andruchowytsch und der georgische Museumsdirektor David Lordkipanidze.
Vom Autodidakten zum Weltfotografen
Der in Oxford geborene Akinbode Akinbiyi wuchs in Lagos und England auf und studierte in Nigeria, England und Deutschland Literaturwissenschaft und Anglistik. Der heute in West-Berlin lebende Künstler brachte sich das Fotografieren Mitte der 1970er Jahre als Autodidakt bei und avancierte im Laufe der Zeit zu einem der profiliertesten afrikanischen Fotografen weltweit. Akinbiyi konzentriert sich bei seinen Fotos vor allem auf die Urbanisierung, die Entstehung von Megastädten und die Migrationsbewegungen in Afrika. Seine Bilder wurden unter anderem bei Ausstellungen und Biennalen in Paris, Johannesburg, Havanna und Tokio gezeigt. Die Goethe-Medaille erhält er für die Veranschaulichung des städtischen Lebens in Afrika.
Kritische und intellektuelle Stimme der Ukraine
Der Ukrainer Juri Andruchowytsch studierte in Lemberg und Moskau Journalistik und Literatur. Der Schriftsteller, Dichter und Übersetzer wurde vor allem für seine drei Romane "Rekreaciji", "Moscoviada" und "Perversion" in den 1990er Jahren bekannt. Mit Deutschland ist der Künstler auf mehreren Ebenen verbunden: Im Jahr 2014 war Andruchowytsch als Gastprofessor an der Humboldt-Universität im Fach Slawistik tätig. Zudem ist er Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Die Medaille erhält er für seine Verdienste um die deutsche Sprache: Er übersetzte unter anderem Lyrik von Rainer Maria Rilke und Prosawerke von Robert Walser. In der Ukraine gilt Andruchowytsch als kritische Stimme und treibende Kraft für eine Annäherung an Europa nach der Revolution auf dem Maidan.
Förderer der georgischen Kultur- und Bildungspolitik
Berühmt wurde David Lordkipanidze, Direktor des Georgischen Nationalmuseums, für seinen Fund von 1,8 Millionen Jahre alter Skelettreste in Dmanisi, Georgien. Diese Ausgrabungen und Analysen revolutionierten das bisherige Wissen über die Entwicklung des Menschen. Heute gilt er als einer der renommiertesten Archäologen weltweit. Die Goethe-Medaille erhält er für seine Förderung und seinen Einsatz in der Kultur- und Bildungspolitik. Durch sein Engagement ist er weltweit vernetzt. In Deutschland kooperierte er bereits mit dem Goethe-Institut, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und dem Senckenberg-Museum Frankfurt.
Mit der Medaille zeichnet das Goethe-Institut jährlich Persönlichkeiten aus, die sich um die Vermittlung der deutschen Sprache verdient gemacht haben und den internationalen Kulturaustausch fördern. Die Auszeichnung wurde seit 1955 an insgesamt 341 internationale Persönlichkeiten verliehen. Zu ihnen zählen unter anderem der Philosoph Pierre Bourdieu, der Kunsthistoriker Neil MacGregor und die französische Theaterregisseurin Ariane Mnouchkine.
rk/so (dpa, Goethe-Institut)