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KlimaGlobal

CO2-Emissionen fast auf Vor-Corona-Niveau

4. November 2021

Eine Analyse des Forschungsverbundes Global Carbon Project zeigt: Der Ausstoß von Kohlendioxid dürfte im Jahr 2021 wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreichen. Hält der Trend an, könnte es 2022 einen neuen Höchstwert geben.

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Große Kohlehaufen liegen vor rauchenden Kohleschloten in China
Rauchende Kohleschlote in China: Das Land produzierte 2020 knapp ein Drittel aller globalen CO2-Emissionen Bild: Zhou Changguo/dpa/picture alliance

Der Vorsprung aus 2020 ist aufgebraucht: Waren die Kohlendioxid-Emissionen durch die Corona-Lockdowns im vergangenen Jahr weltweit um 5,4 Prozent zurückgegangen, sind sie mittlerweile wieder fast so hoch wie zuvor. Das geht aus dem Klimabericht des Forschungsprojekts Global Carbon Projekt 2021 hervor, der anlässlich der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow veröffentlicht wurde.

Für dieses Jahr prognostiziert der Bericht einen Anstieg um 4,9 Prozent an CO2-Emissionen.Nur die CO2-Emissionen aus Erdöl bleiben 2021 deutlich unter dem Niveau von 2019. China, das sich schneller von den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie erholte als der Rest der Welt, war demnach 2020 für 31 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Kohlendioxid aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas ist das Treibhausgas, das die Klimakrise am stärksten vorantreibt.

Zu geringe Investitionen in die "grüne Wirtschaft"

"Der schnelle Anstieg der Emissionen durch die Erholung der Wirtschaft von der Pandemie erhöht die Notwendigkeit sofortigen Handelns gegen den Klimawandel", konstatiert Pierre Friedlingstein vom Global Systems Institute in Exeter. Er leitete die Studie, an der auch Wissenschaftler der Universität East Anglia, Cicero und der Universität Stanford beteiligt waren.

Zwei Arbeiter befestigen eine Solaranlage auf dem Dach einer Firma in Can Tho, Vietnam
Um CO2-Emissionen zu begrenzen, muss deutlich mehr in "grüne Wirtschaft" investiert werden, hießt es in der Studie des Global Carbon ProjektsBild: Thomas Imo/photothek/imago images

Die Investitionen in grüne Wirtschaft in den Konjunkturprogrammen einiger Länder reichten demnach bisher nicht aus, um die Trendwende zu schaffen. Allerdings scheine der Einbruch der Wirtschaft durch die Corona-Pandemie den Übergang zu erneuerbaren Energien beschleunigt zu haben.

Beunruhigende CO2-Trends, vor allem in Indien

Für die EU prognostiziert das Global Carbon Projekt im Jahr 2021 einen Anstieg der Treibhausgasemissionen um 7,6 Prozent im Vergleich zu 2020. Die Emissionen wären dann 4,2 Prozent niedriger als 2019.

Die Emissionen der USA werden dem Bericht zufolge in diesem Jahr um 7,6 Prozent gegenüber 2020 steigen, dabei aber 3,7 Prozent unter dem Stand von 2019 bleiben. Die USA waren 2020 für 14 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich.

Ein Mann geht über eine Straße in Kolkatta in Indien - dichter Smog verhüllt die Stadtbild hinter im
Kalkutta im Smog: In Indien steigen die CO2-Emissionen in diesem Jahr besonders starkBild: picture-alliance/NurPhoto/I. Aditya

In Indien dagegen werden die Emissionen gegenüber 2020 um 12,6 Prozent steigen und sogar 4,4 Prozent über dem Stand von 2019 liegen. Der Subkontinent ist in diesem Jahr für sieben Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich.

Um eine 50-prozentige Chance zu haben, die Erderwärmung bei 1,5 Grad Celsius zu stoppen, ist das weltweit verbleibende CO2-Budget der Menschheit laut Global Carbon Project auf 420 Milliarden Tonnen geschrumpft und wäre bei einem CO2-Ausstoß auf dem Level von 2021 in elf Jahren aufgebraucht.

20 Staaten gegen Projekte mit fossiler Energie

Zahlreiche Länder wollen unterdessen aus der Finanzierung der fossilen Energien aussteigen. Bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow bekannten sich rund 20 Länder, darunter große Treibhausgas-Emittenten wie die USA und Kanada, dazu, bis Ende 2022 die Finanzierung von Kohle, Öl und Gas im Ausland aufzugeben

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Überschwemmungen nach Unwettern in Catania, Sizilien
Extremwetterereignisse wie Starkregen, Wirbelstürme und Hitzewellen nehmen durch die Erderhitzung deutlich zu Bild: ANSA/AFP

"In Projekte zu investieren, die unvermindert von fossiler Energie abhängig sind, bringt sowohl soziale als auch wirtschaftliche Risiken mit sich", heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Ausnahmen seien möglich unter "beschränkten und klar definierten Bedingungen", die im Einklang seien mit dem Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.

Am vergangenen Wochenende hatten sich alle G20-Staaten zum Ausstieg aus der Finanzierung von Kohlekraftwerken im Ausland bekannt. Die jüngste Erklärung umfasst nun aber auch Erdöl- und Erdgasprojekte.

Deutschland, China und Japan nicht dabei

Die Initiative wurde von Großbritannien angestoßen, weitere Unterstützer sind unter anderem Portugal, die Schweiz, Mali und die Marshall-Inseln. Große Investoren von Projekten mit fossilen Energieträgern wie Japan, Südkorea und China beteiligten sich nicht an der Erklärung. Auch  Deutschland gehört nicht zu den Unterzeichnern.

Der CO2-Fußabdruck und die PR der Ölkonzerne

Die COP26 läuft bis zum 12. November. 197 Nationen verhandeln in Glasgow über die weitere Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015. Das Abkommen sieht die Begrenzung der durchschnittlichen Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, idealerweise 1,5 Grad, im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter vor. Klimawissenschaftler und die Vereinten Nationen warnen aber, dass die Erde derzeit auf eine Erwärmung von 2,7 Grad in diesem Jahrhundert zusteuert. Bei diesem Temperaturanstieg dürfte sich der Planet gravierend verändern, sind sich Experten einig.

sti/cw/ww (afp, dpa)