Gleich drei Deutsche hoffen auf einen Oscar
7. März 2024Wim Wenders geht mit dem Drama "Perfect Days" für Japan in der Sparte bester internationaler Film ins Rennen. Der 78-jährige Wenders reagierte mit Ehrfurcht auf seine Oscar-Nominierung: "Es ist so eine große Ehre für mich, Japan bei den Oscars zu vertreten, das Land meines großen filmischen Meisters Yasujiro Ozu!" Er könne deshalb "nicht glücklicher sein", so Wenders.
"Perfect Days" konkurriert in der Kategorie "Bester internationaler Film" mit dem deutschen Beitrag "Das Lehrerzimmer von Regisseur Ilker Çatak.
Beide Filme haben schon zahlreiche wichtige Auszeichnungen erhalten. So hat "Das Lehrerzimmer" beim Deutschen Filmpreis 2023 gleich in fünf Kategorien gewonnen. Das Drama schnappte dabei sogar dem deutschen Oscar-Abräumer "Im Westen Nichts Neues" die goldene Lola für den besten Film weg.
in "Perfect Days" erhielt Hauptdarsteller Koji Yakusho beim Filmfestival in Cannes den Preis als bester Hauptdarsteller, Regisseur Wim Wenders den Preis der Ökumenischen Jury.
in der Kategorie "Bester Internationaler Spielfilm" hatten sich 88 Länder beworben, in die Endauswahl gehen fünf, bei der Oscarverleihung am 10. März wird dann der Siegerfilm gekürt.
Mikrokosmos Schule und die Welt eines Toilettenreinigers
"Das Lehrerzimmer" erzählt von einer jungen Lehrerin (Leonie Benesch), die immer tiefer in eine moralische Zwickmühle gerät. Sie will eine Diebstahlserie an ihrer Schule aufklären und lässt dafür heimlich eine Kamera im Lehrerzimmer mitlaufen. Der Film zeigt auf intensive Weise die Dynamiken, die zwischen Menschen entstehen können und kann durchaus als Kommentar auf die aktuelle Gesellschaft gelesen werden, in der es mehr um Empörung als um gegenseitiges Verstehen geht.
"Perfect Days" spielt in Tokio und erzählt von einem Mann namens Hirayama (Koji Yakusho), der als Toilettenreiniger arbeitet, mit seinem einfachen Leben zufrieden scheint und die kleinen Momente des Alltags genießt. Der poetische Film wird getragen vom Spiel der japanischen Schauspiellegende und seinen Co-Stars, aber auch von dem kongenialen Einsatz der Musik - unter anderem dem namensgebenden Song "Perfect Day" von Lou Reed.
Wenders' Film ist Japans Oscar-Kandidat
Der Film geht für Japan in das Rennen um den Auslands-Oscar, weil Wenders ihn nicht mit nur japanischem Cast, sondern auch mit japanischem Co-Drehbuchautor und japanischen Geldern gedreht hat. "Was für eine Ehre, das Land von Yasujiro Ozu, Akira Kurosawa, Kenji Mizoguchi und so vielen Großen mehr repräsentieren zu dürfen", sagte Wenders mit Blick auf berühmte japanische Regisseure.
Im September 2023 hatte Wenders für "Perfect Days" den Gildepreis der Deutschen Filmkunsttheater als "Bester ausländischer Film" gewonnen. Damit sei er dafür gewappnet, "die japanischen Farben im Oscar-Rennen um den 'Besten Internationalen Spielfilm' zu vertreten", so Wenders. "Mir ist aber durchaus bewusst, dass ich da eigentlich nur als Sidekick meines wunderbaren Schauspielers Koji Yakusho dabei bin." Yakusho wurde mit TV-Rollen bekannt und spielte später immer größere Kinorollen.
Gegenseitige Wertschätzung
Ilker Çatak hatte sich bereits gefreut, zu den 15 Filmen auf der Shortlist für den Auslands-Oscar zu zählen: "Das bedeutet uns als gesamtes Team unglaublich viel", sagte er der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Wir hoffen, dass der Film nun noch mehr Menschen erreicht und dadurch Aufmerksamkeit auf die oft unterschätze Arbeit von Lehrkräften weltweit lenkt."
Das Aufeinandertreffen zweier deutscher Regisseure in der Sparte "International Feature Film" bei der Oscar-Vergabe im März ist ein Ausnahmefall. Im September waren Wenders und Çatak bereits mit ihren Filmen beim Telluride-Filmfest im US-Bundesstaat Colorado. Nun schwärmte Çatak vom Zusammentreffen mit seinem "Idol". Er sei mit Wenders' Filmen groß geworden und nun freuten sie sich über die Erfolge des jeweils anderen.
Auch andere Filme mit deutscher Beteiligung im Rennen
Während Çatak seine erste Nominierung feiert, war Wim Wenders bereits dreimal für einen Oscar nominiert: 2000 mit der Musiker-Doku "Buena Vista Social Club", 2012 mit dem 3D-Tanzfilm "Pina" über Pina Bausch sowie 2015 mit der Doku "Das Salz der Erde" über den brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado. Am Ende ging der seit Jahrzehnten international erfolgreiche Regisseur bei den Oscars aber immer leer aus.
Neben Deutschland und Japan standen auch Frankreich ("Geliebte Köchin"), Italien ("Io capitano"), Spanien ("Die Schneegesellschaft") und die Ukraine ("20 Tage in Mariupol") auf der Shortlist. Bei drei weiteren Kandidaten - aus Finnland ("Fallende Blätter"), Dänemark ("The Promised Land") und Tunesien "Four Daughters" - sind deutsche Produktionsfirmen beteiligt.
Sandra Hüller weiter auf Erfolgskurs
Im englischen Oscar-Beitrag "The Zone of Interest" spielt die deutsche Schauspielerin Sandra Hüller mit, die derzeit in aller Munde ist. Für ihre Rolle im französischen Gerichtsdrama "Anatomie eines Falls" war sie für einen Golden Globe nominiert, ging allerdings leer aus. Jetzt darf sie für eben diese Rolle auf einen Oscar als Beste Hauptdarstellerin hoffen.
Beide Filme, in denen Hüller mitspielt, waren auch die großen Gewinner bei den Filmfestspielen in Cannes, wo "Anatomie eines Falls" die Goldene Palme und "The Zone of Interest" den Großen Preis der Jury, den zweiten Hauptpreis des Festivals, gewann. Die Verleihung der Oscars soll am 10. März 2024 stattfinden.
Dies ist die aktualisierte Fassung eines Artikels vom 22.12.2023.