Giftgaseinsatz im syrischen Duma?
8. April 2018Nach zehntägiger Pause flogen Kampfjets und Hubschrauber wieder Angriffe auf die Islamistenhochburg Duma in Ost-Ghuta. Hilfsorganisationen berichteten in der Nacht zum Sonntag von einem mutmaßlichen Einsatz von Chemiewaffen. Laut Angaben von Weißhelm-Helfern hatte ein Hubschrauber am Samstagabend eine Fassbombe mit Chemikalien über der Stadt Duma abgeworfen. Dabei seien mindestens 40 Menschen getötet und Hunderte verletzt worden. Familien seien in ihren Schutzunterkünften erstickt. Die Zahl der Opfer steige ständig. Im Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlichten die Helfer schockierende Fotos der mutmaßlichen Opfer. Menschen litten unter Atemnot oder Erstickungsanfällen.
Auch die Hilfsorganisation UOSSM geht von einem Chemiewaffenangriff aus. Sie sprach zunächst von 25 Toten und mehr als 500 Verletzten. "Das ist eine der schlimmsten chemischen Attacken in der syrischen Geschichte", sagte der UOSSM-Vorsitzende Ghanem Tayara. Die Berichte konnten zunächst nicht unabhängig verifiziert werden.
Damaskus spricht von "Farce"
Ein Vertreter der syrischen Regierung wies die Vorwürfe als "Farce" zurück. Die Regierungsarmee habe es bei ihrem Vorstoß in der Rebellenenklave Ost-Ghuta "nicht nötig, irgendeine chemische Substanz einzusetzen", sagte er laut der staatlichen Nachrichtenagentur Sana. Die politische Führung von Machthaber Baschar al-Assad hat wiederholt bestritten, in dem Bürgerkrieg Chemiewaffen einzusetzen.
Die syrischen Streitkräfte hatten am 18. Februar mit russischer Luftunterstützung eine Offensive auf Ost-Ghuta gestartet. Das Gebiet, das an die Hauptstadt Damaskus angrenzt, war jahrelang belagert. Mehrere Rebellengruppen akzeptierten nach Verhandlungen unter der Führung Moskaus ihren Abzug aus der Region. Lediglich die Stadt Duma wird noch von Kämpfern der Gruppe Dschaisch al-Islam gehalten.
Die Rebellen nahmen am Samstag wieder Damaskus unter Beschuss. Dabei wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte insgesamt 15 Zivilisten getötet. Das russische Militär als Verbündeter Syriens warf den Islamisten vor, gegen Absprachen verstoßen zu haben. Sie hätten einen Fluchtkorridor für Zivilisten versperrt, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.
se/gri (afp, dpa, rtr)