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Ghana: Ohne Öl in die Wahl

Katrin Gänsler
5. Dezember 2016

Noch vor vier Jahren waren die Ölfunde in Ghana ein beherrschendes Wahlkampfthema. Heute spricht kaum noch jemand über den einstigen Hoffnungssektor.

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Ghana Präsidentschaftswahlen Wahlkampf
Bild: DW/K. Gänsler

In ghanaischen Radiosendern laufen in diesen Tagen Wahlwerbespots rauf und runter. Und überall an den Straßen in der Hauptstadt Accra stimmen riesige Plakate auf die Präsidentschaftswahl an diesem Mittwoch ein. Nur ein Thema kommt selten vor: das Öl vor der Küste, das noch während der Wahl vor vier Jahren für viele Schlagzeilen sorgte. So beobachtet es Ishmael Edjekumhene, Direktor des Technologieunternehmens Kite (Kumasi Institute of Technology, Energy and Environment), das zu nachhaltiger Entwicklung im Energiesektor forscht. Seiner Meinung nach haben sich die Parteien kaum dazu geäußert. "Die Regierung hat gesagt, ein Teil der Gewinne soll in die nationale Krankenversicherung gehen. Die wichtigste Oppositionspartei will dagegen die Öl-Gelder nutzen, um Infrastrukturprojekte voranzutreiben. Das waren die wenigen Momente."

Tanklastwagen vor einer Raffinerie in Tema, Ghana
Die Hoffnungen vieler Ghanaer richteten sich 2007 auf Ölfunde vor der KüsteBild: imago/Xinhua

Dabei herrschte nach den Funden im Jahr 2007 echte Ölförderstimmung, und die Hoffnungen auf eine große zusätzliche Einnahmequelle war groß. Als zu technisch und zu undurchsichtig beschreibt heute Jerry Sam, Programmdirektor von Pen Plus Bytes, das Feld. Seine Organisation will das ändern und betreibt Aufklärungsarbeit mithilfe des Internets: "Wir führen den Dialog mit der Zivilgesellschaft, damit die Menschen besser über den Sektor informiert sind."

Informationen einfordern

Sam rät, nicht auf die Politiker zu warten, sondern sich selbst zu informieren: "Die Menschen sollten Politikern Fragen stellen, Erklärungen fordern, etwa wenn diese sagen: Wir investieren Ölgewinne in der Landwirtschaft. Was meinen sie damit? Wie viel Prozent sind es?" Seine Hoffnung, das Öl damit zu einem Schwerpunktthema im Wahlkampf zu machen, hat sich aber nicht erfüllt.

Ghana und die Ölpreiskrise

Das hat jedoch noch einen anderen Grund: Mittlerweile schätzt etwa das Zentrum für Politische Analyse (CEPA), dass die Fördermengen schon ab dem Jahr 2018 stagnieren und sogar sinken werden. Auch Ishmael Edjekumhene betrachtet die anfängliche Begeisterung für das schwarze Gold heute nüchtern und schätzt dessen Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung eher gering ein: "Schaut man sich die Mengen an, ist klar, dass der Anteil am Bruttoinlandsprodukt nicht bedeutend war. Am besten war es noch im Jahr 2014 mit knapp 10 Prozent."

Keine Jobs für junge Ghanaer

Dennoch wirbt die regierende Nationale Demokratiepartei NDC (National Democratic Party) überall in der Hauptstadt Accra damit, dass der Ölbereich Jobs geschaffen habe. Etwa 5700 sollen es laut Ölminister Emmanuel Armah Kofi Buah sein. Laut der Weltbank ist aber weiterhin fast jeder zweite junge Ghanaer zwischen 15 und 24 ohne feste Arbeit. Zum Job-Motor ist das Öl damit sicher nicht geworden. Dabei sind die fehlenden Arbeitsplätze sehr wohl ein Thema im Wahlkampf und für den Alltag in Ghana.

Ghana Präsidentschaftswahlen Wahlwerbung
5700 Arbeitsplätze will die Regierung im Ölsektor geschaffen habenBild: DW/K. Gänsler

Einer setzt jedoch weiterhin vehement auf den Ölsektor: Der 36-jährige Nii Nai Mensah kommt aus der IT-Branche, will aber eine Zusatzausbildung im Bereich Öl und Gas absolvieren. "Mit meiner Erfahrung im IT-Bereich kann ich Dienstleistungen anbieten, beispielsweise könnte ich eine Software entwickeln, die vor Ort genutzt werden kann", hofft er.

Öl-Profit und die soziale Verantwortung

Ghana Präsidentschaftswahlen Nii Nai Mensah
Nii Nai Mensah setzt weiter aufs ÖlBild: DW/K. Gänsler

Gerade junge Menschen in den Ölsektor zu bringen, hat Mensahs Meinung nach auch mit sozialer Verantwortung zu tun. Sein Kalkül: Wer von den Funden profitiert, wird den Sektor nicht bekämpfen, wie das anderswo in der Region der Fall ist. Nigeria mit den zahlreichen Ausschreitungen im Nigerdelta sei für ihn zum Negativbeispiel geworden.

Auf die Frage, ob er es eher Amtsinhaber John Dramani Mahama oder dem chancenreichsten Oppositionskandidaten Nana Akufo-Addo zutraut, das Öl zum Wohle der Bevölkerung einzusetzen, lächelt Mensah allerdings nur und antwortet knapp: "Wahlgeheimnis". Ein klarer Trend zeichnet sich in den Tagen vor der Wahl nicht ab.