EVG: Streik macht Bahner krank
7. November 2014Bahnmitarbeiter gegen Bahnmitarbeiter – ein solches Schreckensbild zeichnet die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) vom Arbeitskampf der rivalisierenden Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL).
"Das ist kein normaler Tarifkonflikt, bei dem es um höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen geht", ist der EVG-Vizevorsitzende Klaus-Dieter Hommel überzeugt, "das ist ein politischer Kampf."
Bei einer Pressekonferenz in Berlin hielt Hommel der GDL-Führung vor, "planmäßig" vorzugehen, um die EVG zu schwächen und dem eigenen Mitgliederschwund entgegenzuwirken. "Das ist der Showdown einer langfristig angelegten Strategie", zeigt sich der EVG-Gewerkschafter überzeugt.
"Gleicher Lohn für gleiche Arbeit"
Die GDL hat am Donnerstag (06.11.2014) den längsten Streik in der 20-jährigen Geschichte der Deutschen Bahn AG begonnen - er soll noch bis Montag andauern. Die Bahn hatte versucht, gerichtlich gegen den Streik vorzugehen, hatte damit aber keinen Erfolg. Jetzt hat auch in letzter Instanz das Landesarbeitsgericht Hessen mit der Sache entschieden: Die Berufung wurde abgelehnt, der Streik darf fortgesetzt werden.
Die Lokführergesellschaft GDL fordert fünf Prozent mehr Lohn - vor allem aber möchte sie auch das Zugpersonal und die Rangierführer im Kampf um bessere Arbeitsbedingungen vertreten. Das stört die EVG, die davon überzeugt ist, als insgesamt größere Gewerkschaft dabei den Vorrang zu haben.
"Die GDL legt es darauf an, dass es verschiedene Tarife gibt für Arbeitnehmer, die die gleiche Arbeit machen - das können wir nicht akzeptieren", erklärt EVG-Chef Alexander Kirchner. Er könne sich aber durchaus vorstellen, mit der GDL zusammen für die Arbeitnehmer einzutreten. "Das muss aber in demokratischer Weise geregelt werden."
Vergiftetes Verhältnis
Kirchner wirft den Streikenden der GDL vor, sie ließen ihre arbeitenden Kollegen in den Bahnhöfen im Stich. "Nirgends sieht man einen GDL-Vertreter, außer wenn TV-Kameras da sind", grollte der EVG-Vorsitzende. "Viele Kollegen entziehen sich diesem Tarifkonflikt oder sind so belastet von dieser Auseinandersetzung, dass sie krank werden und einfach nicht mehr zum Dienst kommen können." In manchen Bereichen erreiche der Krankenstand bis zu 35 Prozent. Zudem gebe es persönliche Anfeindungen von Seiten der GDL - "und diese Saat wird noch lange nachwirken."