Gesund leben: Ist langes Stehen besser als langes Sitzen?
22. Oktober 2024"Sitzen ist Gift", heißt es immer - und so erfreuen sich Stehpulte, egal ob zu Hause oder im Büro, großer Beliebtheit. Die Hoffnung: Wer steht, vermeidet die negativen Auswirkungen von langem Sitzen. Doch zumindest was Kreislauf-Erkrankungen betrifft, ist langes Stehen auch keine viel bessere Alternative zum langen Sitzen, wie eine aktuelle Studie unter Führung von Wissenschaftlern der Universität Sydney in Australien ergab.
Für ihre Untersuchung erhoben die Studienautoren sieben und in einigen Fällen acht Jahre lang Daten von mehr als 83.000 Erwachsenen aus Großbritannien. Diese trugen für die Studie Geräte an ihren Handgelenken, die ihre Bewegungsdaten aufzeichneten. Die Probanden wiesen zu Beginn der Studie keine Herzerkrankungen auf.
Forschung stellt Nutzen von Stehpulten in Frage
"Insgesamt deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass eine Erhöhung der Stehzeit das Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht senkt", schreiben die Autoren der Studie. Anders gesagt: Stehen kann einen ansonsten sitzenden Lebensstil nicht ausgleichen.
Im Gegenteil, langes Stehen kann so sogar viele negative Auswirkungen haben. Wer länger als zwei Stunden am Tag steht, hat ein erhöhtes Risiko für plötzlichen Blutdruckabfall, Krampfandern, chronische Veneninsuffizienz und Venenthrombosen.
Daher, so die Studie: "Strategien, die dazu raten, langes Sitzen einfach durch Stehen zu ersetzen, also etwa Stehpulte in Büros einzuführen, erreichen möglicherweise nicht ihr Ziel."
Ist Sitzen also besser als Stehen?
Nein, wer länger als zehn Stunden pro Tag sitzt, dem kann genau dasselbe drohen. Zusätzlich steigt durch langes Sitzen das Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere für Erkrankungen der Herzkranzgefäße, Herzinsuffizienz und Schlaganfälle.
Einer der Autoren der aktuellen Studie, Matthew Ahmadi, hatte gemeinsam mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Sommer dieses Jahres bereits eine andere Studie über das Thema Sitzen veröffentlicht.
In einer Kohortenstudie mit mehr als 73.700 Erwachsenen untersuchten die Forschenden, wie stark sich sitzende Tätigkeiten auf das Risiko auswirken, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben. Sie kamen zu dem Schluss, dass Menschen, die viel sitzen, einem höheren Risiko ausgesetzt sind.
Gegen den Herz-Kreislauf-Tod: Bewegung, Bewegung, Bewegung
Das Team wollten auch wissen, wie viel körperliche Bewegung nötig ist, um dieses Risiko zu senken. Das Ergebnis: Körperliche Aktivität kann das Risiko senken. Wie stark, das hängt von Dauer und Intensität der Bewegung ab. Konkret ermittelten die Forschenden folgende Formeln:
Wer einer sitzenden Tätigkeit nachgeht, aber täglich
- sich mindestens sechs Minuten körperlich stark anstrengt,
- mindestens 30 Minuten körperlich intensiv aktiv ist,
- mindestens eine Stunde körperlich moderat aktiv ist,
- oder sich mehr als anderthalb Stunden zumindest leicht körperlich betätigt,
senkt das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben.
Menschen, die besonders lange, also mindestens elf Stunden am Tag sitzen, müssen sich grundsätzlich intensiver oder mehr bewegen, als Menschen, die weniger lange sitzen.
Viel besser als ein Stehpult im Büro ist also ein Arbeitsweg zu Fuß oder auf dem Fahrrad und auch ein Spaziergang in der Mittagspause hilft uns, körperlich gesund zu bleiben.