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Gespannte Ruhe in der Westsahara

9. November 2010

Wenige Tage nach den schweren Unruhen in der Westsahara herrscht in der spanischen Ex-Kolonie jetzt eine gespannte Ruhe. Bei den Ausschreitungen am Montag waren sechs Menschen ums Leben gekommen.

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Brennende Zelte (Bild: AP)
Brennende Demonstranten-ZelteBild: AP

In El-Aiún, der Hauptstadt der Westsahara, dürfen die Bewohner ihre Häuser nachts nicht mehr verlassen. Marokkos Regierung verhängte eine Ausgangssperre. Am Dienstag (09.11.2010) patrouillierten große Polizeiaufgebote die Straßen. Die Beamten sollen mehrere Wohnungen durchsucht haben. Das berichten spanische Medien.

Zeltstadt gestürmt

Gewaltsame Räumung der Zeltstadt (Bild: AP)
Gewaltsame Räumung der ZeltstadtBild: AP

Am Montagmorgen hatten Sicherheitskräfte ein Lager von Demonstranten gestürmt. Sie rissen die Protest-Zeltstadt nieder vertrieben die 20.000 Demonstranten. Bei der Aktion starben nach offiziellen marokkanischen Angaben sechs Menschen. Darunter seien fünf Polizisten, heißt es. Die Rebellenorganisation Polisario spricht dagegen von mindestens zehn Toten, 700 Verletzten und 150 Vermissten. Die britische Menschenrechtsorganisation Sanblast berichtete, marokkanische Soldaten hätten das Lager brutal auseinandergenommen. "Die Leute wurden geschlagen. Es gab Verletzte", sagte die marokkanische Menschenrechtsaktivistin Galia Djimi.

Spontane Protestbewegung

Die Gewalt war von der Zeltstadt außerhalb von El-Aiún auf die Hauptstadt übergesprungen. Hier lieferten sich Demonstranten schwere Straßenschlachten mit der Polizei. Häuser standen in Flammen, über der Stadt soll eine schwarze Rauchwolke gehangen haben, berichteten Augenzeugen.

Proteste in der Westsahara (Bild: AP)
Proteste in der WestsaharaBild: AP

Die Bewohner der Zeltstadt hatten die größte spontane Protestbewegung in dem Wüstengebiet seit Jahrzehnten gebildet. Sie fordern mehr Arbeitsplätze, Wohnungen und bessere Lebensbedingungen. Von der Polisario hatten sie sich allerdings distanziert. Die Polisario fordert die Gründung eines unabhängigen Staates in der rohstoffreichen Westsahara.

Friedensverhandlungen in den USA

Unterdessen begann am Montag unter Vermittlung der Vereinten Nationen ein Treffen zwischen der marokkanischen Besatzungsmacht und der Befreiungsorganisation Polisario. Beide Seiten kamen in der Nähe von New York zu den zweitägigen Gesprächen zusammen. Nach dem Abzug der spanischen Kolonialmacht wurde die Westsahara 1975 zwischen Marokko und Mauretanien aufgeteilt. Marokko besetzte aber das gesamte Gebiet, nachdem sich Mauretanien 1979 zurückgezogen hatte. Die Polisario begann einen bewaffneten Kampf, der 1991 von den Vereinten Nationen mit einem Waffenstillstand beendet wurde.

Autorin: Christine Harjes (dpa/afp/ap)
Redaktion: Dirk Fritz Bathe