1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Ritterschlag für deutschen Lyriker Jan Wagner

28. Oktober 2017

Der 46-Jährige ist in Darmstadt mit dem Georg-Büchner-Preis geehrt worden. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis gilt als wichtigste literarische Auszeichnung in Deutschland. Die Jury lobte Wagners Sprachfreude.

https://p.dw.com/p/2mUty
Jan Wagner
Bild: picture-alliance/dpa/F. Rumpenhorst

Der Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung wurde Jan Wagner am Samstag (28.10.2017) im Staatstheater Darmstadt verliehen. Die Jury bescheinigte dem Wahlberliner "poetische Sprachkunst, die unsere Wahrnehmung ebenso schärft wie unser Denken". In seinen Gedichten verbinde er "spielerische Sprachfreude und meisterhafte Formbeherrschung" sowie "musikalische Sinnlichkeit und intellektuelle Prägnanz", hieß es weiter.

Er ließe "Augenblicke entstehen, in denen sich die Welt zeigt, als sähe man sie zum ersten Mal". Der scheidende Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Heinrich Detering, ergänzte außerdem: "Wagner ist einer der großen poetischen Zauberkünstler unserer Zeit. Er ist ein Lyriker, der schwierigste Formen leichtfüßig beherrscht und damit anspruchsvoller Dichtung ein großes Lesepublikum erschlossen hat."

 Auch der schwedische Literaturwissenschaftler, Schriftsteller und Übersetzer Aris Fioretos hob in seiner Laudatio Wagners klare Bildsprache hervor. Großzügig streue der Dichter präzise Beobachtungen, sorgsam balancierte Gefühle und zarte Einsichten, denen er nicht selten einen diskreten Humor abgewinne, so Fioretos über den Preisträger. "Wagners Bilder, die immer überraschen und dennoch selbstverständlich wirken, verweilen nach der Lektüre wie ein Nachglut."

Jan Wagner bedankte sich für die vielen lobenden Worte und erklärte dann seine Arbeitsweise: "Ich mache Verse aus der Überzeugung heraus, dass noch das Geringste zum Gedicht werden kann und, hat man Auge und Ohr, ein Gedicht die komplexesten Dinge in sich birgt." Ein gelungenes Gedicht lade unwiderstehlich dazu ein, die Welt neu zu sehen und damit neu zu denken, gab er den Anwesenden  mit auf den Weg. 

 Wagners Gedichte wurden in rund 30 Sprachen übersetzt

Jan Wagner wurde 1971 in Hamburg geboren und wuchs im schleswig-holsteinischen Ahrensburg auf. Er studierte Anglistik in Hamburg, Dublin und an der Humboldt-Universität Berlin. Von 1995 bis 2003 gab er gemeinsam mit dem Autor und Kulturmanager Thomas Girst "Die Außenseite des Elements" heraus - eine Loseblattsammlung mit Gedichten, die in einer Schachtel präsentiert wurden und den Leser so zum eigenständigen Archivieren animieren sollte. Wagner schreibt Rezensionen für Zeitungen und den Rundfunk und arbeitet als Übersetzer von Gedichten aus dem Englischen. 

2001 erschien mit "Probebohrungen im Himmel"  sein lyrisches Debüt. Es folgten die Gedichtbände "Guerickes Sperling" (2004) "Achtzehn Pasteten" (2007), "Australien" (2010) und "Die Eulenhasser in den Hallenhäusern" (2012). Das Werk Wagners, der seit 1995 in Berlin lebt, umfasst auch Essays und Kritiken, Anthologien und Übersetzungen zeitgenössischer englischsprachiger Lyrik. Seine Gedichte wurden in rund 30 Sprachen übersetzt, und er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. 2015 gewann er als erster Lyriker überhaupt den Leipziger Buchpreis in der Sparte Belletristik. 

Kein Geheimrezept beim Dichten  Dem Hessischen Rundfunk sagte Wagner: "Es gibt kein Geheimrezept, weil jedes Gedicht einen neuen Weg bietet. Das ist das Herrliche beim Schreiben von Gedichten, dass man nie weiß, auf welchen Wegen man beim nächsten Mal zu einem Text gelangt, der einen selbst überrascht und begeistert, und der einen selbst die Sprache und die Welt neu wahrnehmen lässt."

Die Georg-Büchner-Urkunde für Lyriker Jan Wagner
...und wieder eine Urkunde für den preisverwöhnten Dichter Bild: picture-alliance/dpa/F. Rumpenhorst

Der Dramatiker Georg Büchner starb mit nur 23 Jahren

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung verleiht den Georg-Büchner-Preis seit 1951 an herausragende Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Die Reihe der Geehrten ist lang. Zu ihnen zählen auch Gottfried Benn (1951), Erich Kästner (1957), Heinrich Böll (1967) sowie Friedrich Dürrenmatt (1986) und Sibylle Lewitscharoff (2013). Letzter Träger der Auszeichnung mit Schwerpunkt Lyrik war 2014 Jürgen Becker. Der Namensgeber der Auszeichnung, Georg Büchner, war deutscher Revolutionär und Dramatiker. Der wegweisende Autor des 19. Jahrhunderts starb 1837 mit nur 23 Jahren an Typhus.

jhi/pg/suc (dpa/epd,kna)