Generalbundesanwalt ermittelt wegen Kabul
9. Juni 2017Der Generalbundesanwalt habe Ermittlungen zu dem Bombenanschlag von Kabul mit rund 150 Toten und mehr als 450 Verletzten aufgenommen, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amts, Martin Schäfer. Den Bericht des Magazins "Focus", nach dem die deutsche Botschaft das Ziel des Anschlags vom 31. Mai war, wollte er mit Hinweis auf die noch laufenden Ermittlungen nicht kommentieren. "Ich glaube, es ist nicht opportun, diesen Ermittlungen in irgendeiner Weise öffentlich vorzugreifen." Schäfer kündigte an, dass bald ein deutsches Expertenteam in die afghanische Hauptstadt geschickt werde, um die Ermittlungen zu unterstützen.
Bei der Bundesanwaltschaft war dazu zunächst niemand zu erreichen. Die Karlsruher Behörde ermittelt bei Anschlägen im Ausland normalerweise, wenn Deutschland davon betroffen ist.
Medienbericht: Attentäter wollte Altwasser abpumpen
Ein Attentäter hatte eine 1000 Kilogramm schwere Sprengladung in einem Tanklaster in der Nähe der deutschen Botschaft gezündet. Nach "Focus"-Informationen hatte der Fahrer des mit Sprengstoff beladenen LKW an der Zufahrt zur Botschaft gestoppt und um Einlass gebeten. Er habe angegeben, dort Altwasser abpumpen zu wollen. Das Magazin berichtete unter Berufung auf Erkenntnisse deutscher Sicherheitsbehörden, ein Wachmann habe über Funk zunächst Rücksprache gehalten. Ihm sei mitgeteilt worden, ein solcher Termin sei nicht vereinbart gewesen sei.
Der Attentäter hatte daraufhin die Sprengladung gezündet. "Wäre der Tanklastzug auf den Vorhof der Botschaft gelangt und dort explodiert, dann wären alle Menschen in dem Gebäude getötet worden", zitierte "Focus" einen namentlich nicht genannten deutschen Regierungsbeamten.
Das Hauptgebäude wurde durch die Explosion weitgehend zerstört. Es war aber bereits mehrere Wochen vor dem Anschlag wegen seiner exponierten Lage aus Sicherheitsgründen geräumt worden. Die Botschaft war in Wohngebäude auf dem stark abgesicherten Gelände gezogen. Derzeit ist nur noch ein kleines Kernteam der Botschaft mit etwa einem Dutzend Mitarbeitern in Kabul, vor dem Anschlag waren es etwa 100 Diplomaten und Angestellte, darunter viele Sicherheitskräfte.
ust/qu (dpa, afp, focus.de)