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Die Börsen nach dem Fed-Entscheid

18. September 2015

Die Anleger in Asien und Europa reagieren höchst unterschiedlich auf die US-Entscheidung, die Leitzinsen unverändert zu lassen. Während die Börse in Shanghai Pluszeichen meldet, geht es in Frankfurt rasant abwärts.

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USA Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed
Bild: Reuters/L. Jackson

Die Verschiebung der Zinswende in den USA hat an den chinesischen Aktienmärkten am Freitag für Erleichterung gesorgt. Die Leitbörse in Shanghai schloss 0,4 Prozent höher. "Eine Erhöhung der Zinsen in den USA hätte neue Sorgen vor einer Kapitalflucht geweckt", sagte der Analyst Yang Hai vom Wertpapierhändler Kaiyuan Securities. "Dass die Zinsen unverändert sind, ist daher positiv."

In Japan dominierten hingegen die negativen Vorzeichen. Die Entscheidung der US-Notenbank (Fed) habe Sorgen um die Konjunktur geschürt, sagten Händler. Der Leitindex Nikkei schloss mit einem Minus von zwei Prozent bei 18.070 Punkten. "Viele Länder würden sich einer Abwertung ihrer Währungen ausgesetzt sehen, wenn die USA ihre Zinsen nur wegen der besseren eigenen Konjunktur anheben", sagte der japanische Finanzminister Taro Aso am Freitag in Tokio. Das würde Kapital in die USA locken. "Es gibt viele Länder, die eine Kapitalflucht nicht gutheißen würden", sagte der Minister.

Am Donnerstag hatte Federal Reserve (Fed) in Washington mitgeteilt, die Leitzinsen vorerst unverändert auf dem Rekordtief zwischen null und 0,25 Prozent zu belassen. Als Grund für ihre Entscheidung hatte die Fed "globale Probleme" und die niedrige Inflation angeführt.

Der Deutsche Aktienindex Dax verlor rund drei Prozent. Die Entscheidung der US-Notenbank schürte Börsianern zufolge Sorgen um die Konjunktur. Nach dem Zinsentscheid der US-Notenbank hat ZEW-Präsident Clemens Fuest die Fed vor einem Verlust der Glaubwürdigkeit gewarnt. "Sie kann nicht immer wieder Zinserhöhungen ankündigen und sie dann verschieben", sagte Fuest.

Und weiter gehts

In Frankfurt rückt der sogenannte "Hexensabbat" in den Fokus der Anleger. Am Freitag verfallen Futures und Optionen auf Indizes sowie Optionen auf einzelne Aktien. Zu diesem Termin schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark. Am Vortag war der DAX praktisch unverändert aus dem Handel gegangen.

Der Spruch der Fed war weltweit mit Spannung erwartet worden. Fed-Chefin Janet Yellen begründete anschließend vor der Presse die Entscheidung so: "Der Rat der Notenbank geht weiter davon aus, dass eine Zinserhöhung erst angemessen ist, wenn sich der Arbeitsmarkt weiter verbessert und davon auszugehen ist, dass sich die Inflationsrate mittelfristig wieder der Marke von zwei Prozent annähert."

Yellen räumte zwar ein, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt weiter verbessert habe. Im vergangenen Quartal seien jeden Monat im Schnitt 220.000 neue Arbeitsplätze entstanden, die Arbeitslosenquote lag im August bei 5,1 Prozent. "Doch die Zahl derer, die unfreiwillig nur in Teilzeit arbeiten, ist immer noch hoch", sagte Yellen, "auch steigen die Löhne kaum."

Bereits seit dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise Ende 2008 verharren die Zinsen, zu denen sich Banken in den USA Geld von der Zentralbank leihen können, auf einem historisch niedrigen Niveau.

Problemfall Schwellenländer

Die US-Wirtschaft wachse zwar moderat, heißt es im Statement der Fed. Doch die Währungshüter hoben Unsicherheit an den internationalen Finanzmärkten hervor - globale Entwicklungen könnten die Konjunktur dämpfen.

"Im Ausland haben sich die Konjunkturaussichten zuletzt eingetrübt", sagte Yellen, "und Sorgen über geringes Wachstum in China und anderen Schwellenländern haben zu starken Schwankungen an den Finanzmärkten geführt."

Diese Entwicklungen könnten auch die wirtschaftliche Aktivität in den USA bremsen, so Yellen. "Angesichts der engen wirtschaftlichen und finanziellen Verbindungen zwischen den USA und dem Rest der Welt sollten wir die Situation genau im Auge behalten."

Die Verschiebung der Zinswende löste Dollar-Verkäufe aus. Den Kurs des Euro trieb dies binnen Minuten um fast einen US-Cent auf ein Drei-Wochen-Hoch von 1,1420 Dollar.

Die Entscheidung der Fed-Chefin sorgte unter Volkswirten für unterschiedliche Reaktionen: "Ich bin alles andere als überrascht," sagte Bob Michele von der Investmentbank JPMorgan. "Es hätte mich schockiert, wenn die Fed ihre Zinsen angehoben hätte. Denn der Markt wäre darauf ganz und gar nicht vorbereitet gewesen."

Sehr viel skeptischer äußerte sich Liana Buchholz vom deutschen Bundesverband öffentlicher Banken (VÖB): "Die amerikanische Notenbank spielt mit ihrer Glaubwürdigkeit. An den Märkten verlängert die Fed durch ihr Zögern die Unsicherheit.“

.Das Warten geht weiter

Die Finanzmärkte warten nun gespannt auf neue Hinweise auf einen Zeitpunkt für die Zinswende. "Die große Mehrheit der Mitglieder im Rat der Fed geht weiter davon aus, dass die wirtschaftliche Lage bis zum Ende dieses Jahres eine Anhebung der Zinsen angemessen erscheinen lässt", sagte Yellen auf der Pressekonferenz.

Im Dezember findet die nächste Fed-Sitzung mit anschließend geplanter Pressekonferenz statt. Yellen machte jedoch deutlich, dass theoretisch auch schon bei der Fed-Sitzung im Oktober eine Zinsentscheidung fallen könnte. "Eine solche Entscheidung kann auf jedem Treffen des Rates fallen, und natürlich auch im Oktober." Entscheidend für eine Zinserhöhung sei, "dass es der US-Wirtschaft gut geht", sagte Yellen.

Die US-Geldpolitik ist für die gesamte Weltwirtschaft von hoher Bedeutung. Sind die Zinsen in den USA höher als im Ausland, so zieht das internationales Finanzkapital an und lässt damit den Kurs des US-Dollar steigen.

Davor zittern vor allem Schwellenländer, in die in den Jahren der Nullzinsen viel Anlegergeld geflossen war. Zudem haben sich viele Unternehmen in aufstrebenden Volkswirtschaften stark in Dollar verschuldet. Sie würden deshalb unter einer weiteren Aufwertung der US-Währung und höheren Zinsen leiden.

ar/dk/bea (dpa/rtr/Fed)