Geduldsprobe für Bahnreisende
18. Oktober 2014Trotz eines neuen Angebots der Deutschen Bahn (DB) an die Lokführergewerkschaft GDL will diese den Schienenverkehr erneut weitgehend lahmlegen. Im Güterverkehr traten die Lokführer bereits am Freitagnachmittag in den Streik. Ihre Kollegen vom Personenverkehr folgten am Samstagmorgen um 2:00 Uhr (MESZ). Erst von Montagmorgen 4:00 Uhr an sollen die Züge wieder rollen.
Die DB rechnet mit Zugausfällen und Verspätungen für Millionen Reisende, will aber versuchen, ein Drittel ihres Angebots aufrecht zu erhalten. Ein Ersatzfahrplan ist in Kraft. In sieben deutschen Bundesländern beginnen Herbstferien, in zwei anderen gehen sie zu Ende, darunter im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen. Schon am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche hatten die Lokführer für 14 Stunden gestreikt.
"Scheinangebot"
Das jüngste "Scheinangebot" des Konzerns sei nicht geeignet gewesen, in die Verhandlungen einzusteigen, "weil es lediglich dazu da ist, das Zugpersonal zu entsolidarisieren", erklärte GDL-Chef Claus Weselsky am späten Freitag. Das Unternehmen verweigere nach wie vor inhaltliche Gespräche für das gesamte Zugpersonal in der GDL. Die Bahn biete "für Lokomotivführer auf den ersten Blick scheinbar massive Verbesserungen, die sie aber gleichzeitig den Zugbegleitern verweigert", kritisierte Weselsky.
Abgesehen von Löhnen und Arbeitszeiten - in dem aktuellen Tarifkonflikt geht es vor allem um einen Machtkampf zwischen der GDL und der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Sie streiten darum, wer für welche Mitarbeitergruppe verhandeln darf. Die Bahn will konkurrierende Tarifverträge für eine Berufsgruppe vermeiden und fordert klare Zuständigkeiten.
"Allmachtsfantasien"
Die Bahn wirft Weselsky vor, jedes Maß verloren zu haben. "Die GDL läuft Amok", heißt es einer Erklärung. Ohne Not werde Millionen von Menschen die Ferien verdorben. Es werde immer deutlicher, dass es nicht um die Interessen der Lokomotivführer gehe, "sondern um Allmachtsfantasien eines Funktionärs". Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert den Streik als Zumutung. Die Wirtschaft warnt vor hohen Schäden.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt fordert eine schnelle Rückkehr an den Verhandlungstisch: "Die Tarifparteien sollten zügig wieder Gespräche aufnehmen."
wa/rb (dpa, afp, rtr)