Gauck gegen Direktwahl des Bundespräsidenten
7. März 2017"Eine Direktwahl des Bundespräsidenten würde den Eindruck erwecken, dass es da noch eine letzte Instanz gibt, die autorisiert ist, notfalls das zu korrigieren, was die Regierung möglicherweise falsch gemacht hat", begründete Joachim Gauck in der "Stuttgarter Zeitung" seine Absage an eine Direktwahl des Staatsoberhauptes. In Umfragen spricht sich hingegen regelmäßig eine große Mehrheit der Bürger dafür aus, den Bundespräsidenten durch das Volk zu wählen.
"Republikanischer Patriotismus"
Gauck warb in dem Interview für einen Patriotismus "auf republikanische Weise". Das sei das beste Rezept gegen "diesen alt-neuen Nationalismus, der in Teilen Europas boomt". Deutschland müsse "ein erwachsenes Selbstbewusstsein" zeigen. "Uns Deutsche für dauergefährlich zu halten und aus Furcht vor einem Abkippen in den Nationalismus ein normales Selbstbewusstsein abzulehnen, finde ich falsch", sagte Gauck. "Wir dürfen darin nicht verharren."
Der Bundespräsident scheidet nach fünfjähriger Amtszeit am 19. März aus dem Amt. Aus Altersgründen hatte Gauck nicht für eine zweite Amtszeit kandidiert. Seine Nachfolge tritt der frühere Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier an.
Rundgang durch Bonn
Mit einem Stadtbummel in Bonn und einem Kulturabend in der Villa Hammerschmidt nahm Gauck am Dienstag Abschied von seinem zweiten Amtssitz. Zusammen mit dem Bonner Oberbürgermeister Ashok Sridharan machte Gauck einen kurzen Rundgang durch die Stadt. Dabei bekam er auf dem Marktplatz von Bürgern Blumen und Obst überreicht. Auf eigenen Wunsch besichtigte der frühere Pastor das Bonner Münster. "Der Kreuzgang, diese Oase von Ruhe und Frieden, war wirklich ein krönender Abschluss", sagte er.
wl/uh (dpa,kna)