Für Marco Sturm gibt es noch viel zu tun
19. Mai 2017In den Stunden vor dem Duell zwischen Deutschland und Kanada wurde Bundestrainer und General-Manager Marco Sturm nicht müde herauszustellen, dass die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft keineswegs schon damit zufrieden sein dürfe, zum zweiten Mal in Folge seit seinem Amtsantritt im Sommer 2015 das Viertelfinale einer Eishockey-Weltmeisterschaft erreicht zu haben.
"In der Vergangenheit waren wir immer glücklich, wenn wir das Viertelfinale erreicht hatten. Wir müssen damit aufhören. Wir müssen hungrig sein auf mehr", erzählte Sturm gegenüber Reportern. "Wir sind noch nicht am Ende unserer Reise", ergänzte er.
Unglücklicherweise aber markierte Titelverteidiger Kanada das WM-Aus für Sturm und seine Mannschaft bei diesem Turnier in Köln und Paris. Klar ist jedoch, dass Sturm und sein Trainer-Team bei ihren Aussagen immer auch die Zeit nach diesem Turnier im Auge hatten.
Obwohl der Coach Deutschland aus dem Tief geführt hat, das der Heim-WM 2010 folgte, weiß Sturm ganz genau, dass noch viel Arbeit vor ihm liegt - und das nicht nur auf Nationalmannschaftsebene. Im gesamten deutschen Eishockey sieht der Trainer viele Baustellen. Für den Moment zumindest kann er gut damit leben, was seine Mannschaft in Köln erreicht hat.
"Am Schluss war es doch eine gute WM für uns. Wir haben uns gesteigert von Spiel zu Spiel. Das ist genau das, was wir wollten", sagte Sturm den Reportern am Donnerstag nach der 1:2-Niederlage. "Die letzten beiden Spiele waren unsere besten. Wir sind schon wieder ins Viertelfinale gekommen als Underdog. Von daher sehe ich diese Heim-WM sehr, sehr positiv."
Überall Verbesserungsbedarf
Dennoch richtete er den Blick nach vorne und kritisierte zumindest indirekt das aktuelle Niveau in der Deutschen Eishockey-Liga, in der der Großteil seiner Nationalspieler tätig ist. Auffallend oft bemängelte Sturm, dass seine Akteure immer noch falsche Entscheidungen auf dem Eis treffen würden.
"Es ist leider zu oft noch so, dass der ein oder andere doch noch andere Wege geht als es verlangt ist. Das hat aber auch mit unserer Liga zu tun", kritisierte Sturm. "Man sieht den Unterschied bei Teams wie Kanada oder Russland. Die spielen halt in der besten Liga der Welt. Die haben das dann täglich. Bei uns ist das leider nicht so. Das ist der große Unterschied."
Schon in der Vergangenheit hatte der Trainer betont, dass das deutsche Eishockey noch viel damit zu tun habe, seine Jugendarbeit zu verbessern. Auch das sprach Sturm am späten Donnerstag erneut an. "Jetzt müssen wir einfach weiter arbeiten. Vor allem beim Nachwuchs. In den Vereinen, aber auch in der DEL. Da müssen wir einfach alle einen besseren Job machen", sagte der 38-Jährige, ohne ins Detail zu gehen.
Wie geht es weiter mit Sturm?
Aus seiner Sicht gibt es im deutschen Eishockey auf allen Ebenen eine Menge zu tun. Sturm sieht Deutschland in einem Weiterentwicklungsprozess, der erst begonnen hat. Gleichzeitig gibt es keinen Zweifel daran, dass die meisten Spieler und auch der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) selbst hoffen, dass es Sturm sein wird, der die Arbeit in die Hand nimmt und das Schiff weiter auf Kurs bringt. Doch wie lange er noch Chefcoach sein wird, ist noch nicht klar. Sein Vertrag läuft noch bis nach der Weltmeisterschaft 2018 in Dänemark im kommenden Februar, soll aber vorzeitig nach Gesprächen im Sommer oder Herbst verlängert werden. DEB-Präsident Franz Reindl lobte schon: "Er ist einfach ein Top-Bundestrainer, der seine Spuren hinterlässt und überall gut ankommt."
Sturm seinerseits meinte: "Ich bin für alles offen, aber das ist noch viel zu weit weg. Da mache ich mir noch keine Gedanken. Ich genieße jetzt erstmal die Zeit mit der Nationalmannschaft. Mir macht es wirklich viel, viel Spaß mit den Jungs."