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Politik

NS-Verfolgte wollen deutschen Pass zurück

19. Oktober 2018

Der bevorstehende Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union hat unerwartete Folgen. So stellen nun viele einen Antrag auf deutsche Staatsbürgerschaft, die man hierzulande fast schon vergessen hatte.

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Briten in Bayern Pässe
Bild: picture-alliance/dpa/B. Pedersen

Seit Großbritanniens Brexit-Entscheidung wollen immer mehr frühere deutsche Staatsbürger ihren Pass zurück. Die meisten Anträge auf Wiedereinbürgerung in die Bundesrepublik vom Vereinigten Königreich aus werden von ehemaligen Verfolgten des NS-Regimes und deren Familienangehörigen gestellt, wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichteten. Die Blätter berufen sich dabei auf die Antwort einer Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion. Unter den 3.731 Gesuchen auf Wiedereingliederung seit 2016 berufen sich demnach 3.408 Personen auf den Artikel im Grundgesetz, der Juden in Großbritannien den Weg zurück nach Deutschland ermöglicht.

Artikel 116 Grundgesetz

Nach Artikel 116 der deutschen Verfassung haben "frühere deutsche Staatsangehörige", denen in der Zeit des Nationalsozialismus die Staatsangehörigkeit aus politischen oder rassistischen Gründen entzogen worden ist, das Recht, einen Antrag auf den deutschen Pass zu stellen. Das Gesetz gilt auch für Nachfahren dieser NS-Verfolgten. Zwischen 1933 und 1945 waren mehrere Zehntausend Juden vor der Verfolgung durch die Nazis nach Großbritannien geflohen.

"Sprunghaft" gestiegen 

Die Zahl der Anträge auf Wiedererlangung der deutschen Staatsbürgerschaft sei seit Großbritanniens EU-Austrittsentscheidung von 2016 teils "sprunghaft" gestiegen, so der Bericht. Während im Jahr vor dem Brexit-Votum 59 Anträge auf Wiedereinbürgerung bei den Auslandsvertretungen Deutschlands im Vereinigten Königreich eingingen, waren es 2016 bereits 760, hieß es aus dem Bundesinnenministerium. 2017 beantragten 1.824 Personen, ihren deutschen Pass zurückzuerhalten. Im laufenden Jahr waren es demnach bis September 1.147 Menschen.

DW Interview mit Konstantin Kuhle - Bundesvorsitzender Junge Liberale (JuLis)
Konstantin KuhleBild: DW

Der starke Anstieg solcher Anträge zeige, dass viele "die Vorteile der Unionsbürgerschaft" in der EU behalten wollen, sagte der innenpolitische Sprecher der FDP, Konstantin Kuhle. "Das verwundert angesichts der chaotischen Brexit-Verhandlungslinie der britischen Regierung nicht."

ml/se (KNA, dpa, afp)